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kritisch gesehenDie virtuelle Realität verflüssigt sich

Ultramarin – An immersive Exhibition: 2. + 3.6., Hamburg, Tom Reichstein Contemporary, Stockmeyerstr. 41 (Halle 4 J).

Buchung eines Besuchs-­Zeitfensters: https://checkin.meapuna.de/v/vrham

Das Festival „VRHAM!“ist vieles: total vorne dran, auf eine Weise, und gleichzeitig unter der Jämmerlichkeit dessen ächzend, der glaubt, vorne dran zu sein und doch nur halbverdautes Hipsterwording nachplappert. VRHAM! steht für „Virtual Reality Hamburg“ und repräsentiert so schon im Namen irgendwas zwischen „Next big thing“ und „Schönste Stadt der Welt“-Bräsigkeit, wenn auch als Airportkürzel und mit Ausrufezeichen. Vielleicht soll das ja so sein, in einem Umfeld, in dem Kanonisierung und geschmackliche Ausdifferenzierung noch nicht weit fortgeschritten sind. Und man muss neidlos zugeben: Bei den vorherigen VRHAM!-Ausgaben präsentierte Festivalchef Ulrich Schrauth zwar einigen Technikbegeisterungskitsch, aber er zeigte auch immer wieder sehenswerte Kunst, die sich voller Entdecker­­erotik in die Möglichkeiten der virtuellen Realität aufmachte.

Die mittlerweile fünfte VRHAM!-Ausgabe findet nun in einer Galerie im Hamburger Oberhafen statt, ist Teil des Expanded-­Programms der laufenden Triennale der Photographie: Bei „Ultramarin“ handelt es sich um eine Wanderausstellung, die im Herbst bei der Art Biennale und beim Filmfestival in Venedig zu sehen sein soll – ein kleiner Hinweis darauf, was sich bei einer nicht mehr ortsgebundenen Kunst so für Chancen ergeben.

Übergreifendes Thema bei Ultramarin ist „Wasser“, und Festivalleiter Schrauth bleibt in seiner Ankündigung ebenfalls wässrig: „Wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr so spannende Künstler*innen für uns gewinnen konnten, die ihre einzigartigen Werke rund um das Element,Wasser‘ präsentieren.“ Na ja, was soll er auch sagen? Zu sehen sind jedenfalls Arbeiten von Manuel Rossner, Jakob Kudsk Steensen, Adrien M & Clarie B, Mélodie Mousset, Christophe Monchalin, Olivia McGilchrist und Can Büyükberber. Letzterer zeigt die immersive Arbeit „Primordial Force“ und freut sich: „Ich bin gespannt darauf, wie die Be­su­che­r*in­nen von den Lichtstrahlen umspült werden und durch das Eintauchen in das digitale Kunsterlebnis einen meditativen Zustand in sich selbst finden.“ Weswegen muss so etwas eigentlich immer klingen wie aus einem ganz üblen Glücksratgeber?

Und weswegen ist es am Ende dann meist doch ziemlich spannende Kunst, die Grenzen überschreitet, sich selbst hinterfragt, weit mehr kann als einen sich selbst finden lassen, im meditativen Zustand? Vielleicht, weil sich noch keine Sprache entwickeln konnte für solche immersive VR-Kunst. So muss man auf eine Sprache ausweichen, die steckengeblieben ist irgendwo zwischen Werbeagentur und Esoterikmarkt. Die Kunst kann aber nichts für diese Terminologie – und einen Blick lohnt sie auf jeden Fall. Falk Schreiber

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