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Das war das taz lab 2020

Achtzig digitale Veranstaltungen, ein gänzlich analoges Fest im Park und doch nicht einfach nur Spaß. Dieses taz lab kreiste zuerst und vor allem um den Krieg in der Ukraine

Im Sessel, am Bildschirm und im Park: Eines von 80 Panels unter anderem mit Jagoda Marinić und Deniz Yücel Foto: Hein-Godehart Petschulat

Von Luisa Faust und Raoul Spada

Das taz lab 2022 war ein Experiment – und wir dürfen voller Stolz vermelden, dieses Experiment ist gelungen. Das heißt vor allem anderen: glückliche Gäst:innen.

Die Idee in diesem Jahr bestand darin – wie schon 2021 –, alle Veranstaltungen online verfügbar zu machen. Wir wollten schließlich allen ermöglichen teilzuhaben. Und zugleich nicht noch einmal darauf verzichten zu müssen, einen Raum für den analogen Austausch mit unserem erweiterten taz-Kosmos zu haben.

So planten wir im Kern zwei parallel laufende Veranstaltungen: ein digitales taz lab mit über 80 Veranstaltungen inklusive Live-Studio und gleichzeitig ein Kiezfest rund um den taz-Neubau. Direkt im Besselpark, mit einem Markt der Ideen, einer Spielstraße, Public Viewing, Theater und Küchentisch für Diskussionen.

Unzählige Re­fe­ren­t*in­nen schalteten sich in die Videokonferenzen, hohe Prominenz durften wir in unserem Studio begrüßen. Aus allen Winkeln der Welt kamen als Gäste zu uns: Togo, Südafrika, Amerika, die Schweiz.

Das Kernziel war der Austausch. Und wir dürfen jetzt sagen: Austausch? Das ist gelungen. Dank unserer Zuschauer:innen, die diesen Raum gefüllt haben. Dank all jenen, die mit uns und miteinander diskutiert haben.

Klar: Ein bisschen Glück war dabei – den ganzen Tag über schien die Sonne, bestes Wetter für ein Fest im Park. Aber vor allem wurde deutlich, dass unsere Zu­schaue­r:in­nen zusammenkommen wollen. Und dass es sein muss, dass wir unser offenes Diskussionsforum dringend brauchen. Denn spätestens mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist nicht mehr zu bestreiten, dass es viel zu besprechen gibt.

taz lab 2022 – Denkfabrik trifft Kiezfest

StreitbarRund 3.500 Menschen verfolgten den taz-Kongress am Samstag, 30. April 2022, live im Stream und diskutierten lebhaft mit – über 5.500 Kommentare wurden im digitalen Kommentarsystem des taz lab abgegeben.

Umfassend

80 Einzeldiskussionen und Veranstaltungen standen dieses Mal auf dem Programm, rund 200 Gäst:innen waren dafür eingeladen und in acht parallel laufenden Streams wurde von neun Uhr morgens bis zum Abend diskutiert, gelesen und sogar gesungen.

Nahbar

Jenseits des Digitalen lud das taz-lab-Kiezfest inklusive Spielstraße, Public Viewing und analoger Diskussionsbühne zur Begegnung in den Kreuzberger Besselpark. Über 1.000 Menschen aus dem taz-Kosmos und der direkten Nachbarschaft besuchten das Fest.

Wiederholbar

Alle Diskussionen lassen sich ab sofort in der taz-lab-Mediathek abrufen. Wer noch keinen Zugang zur Mediathek hat, der taz-lab-Ticketshop ist weiterhin geöffnet. Kostenlos auf dem Youtube-Kanal der taz steht der Mitschnitt des „Mainstream“, mit Luisa Neubauer, Karl Lauterbach, Robert Habeck und Jagoda Marinić.

Neugierig

Wir wollen wissen, welche Diskussion Sie begeisterten und welche Sie aufregten. Und wir wollen Ihre Kritik. Schreiben Sie uns: tazlab@taz.de. Und noch mehr taz lab gibt’s hier im Netz: tazlab.de.

Aber das Thema Krieg wuchs dem taz-Kongress dieses Jahr erst im Verlauf der Planung zu. Unter der Überschrift „Klima & Klasse“ wollten wir diesmal mit unseren Gäs­t:in­nen ursprünglich darüber diskutieren, wie sich der Kampf gegen die Klimakrise mit sozialer Gerechtigkeit verträgt und wie man beides vielleicht auch gewinnend miteinander verzahnen kann.

Denn so groß die Einhelligkeit in Klimafragen auch sein möge: Handeln? Ja, und zwar sofort! Bei der Klassenfrage und in puncto sozialer Gerechtigkeit liegt nicht nur in Deutschland vieles im Argen. Gründe genug also für Austausch und gerne auch Streit – wenn nötig auch mit Marx’ „Kapital“ in der Hand. Klar!

Die hitzigsten Debatten indes drehten sich um die gewichtigsten Fragen dieser Tage: Waffenlieferungen an die Ukraine? Mit Putin sprechen oder nicht? Wie weiter in der Coronapandemie?

Vor der im Besselpark aufgestellten LED-Wand, unserem Live-Freiluftkino, versammelten sich früh am Morgen die ersten Zuschauer:innen. Pünktlich zum ersten Gespräch mit Robert Habeck und Peter Unfried war jeder Stuhl besetzt. Genauso blieb es, das Publikum fieberte mit bei hitzigen Diskussionen aus dem taz-Studio. Der Besselpark wurde zum Stimmungsbarometer des taz lab. Hier unten genau wie oben im Studio wurde gestritten, diskutiert, geredet. Im 6. Stock konnten unsere Dis­ku­tan­t:in­nen Applaus, Zustimmungsrufe oder lautstarken Widerspruch hören. Spätestens als sich Harald Welzer und Anastasia Tikhomirova für ein Streitgespräch auf die Bühne begaben, lag echte taz-lab-Spannung in der Luft.

Aber nicht nur hier ging es zur Sache: Der Küchentisch – unser analoges Diskussionsforum im Besselpark – war ein vollständiger Erfolg. Am Anfang noch kurz zurückhaltend, mischte sich das Publikum kräftig ein, diskutierte über Krieg, Frieden, Pazifismus und mehr.

Die hitzigsten Debatten drehten sich um die Fragen dieser Tage: Waffen­lieferungen an die Ukraine? Mit Putin sprechen oder nicht?

Damit noch nicht genug: den ganzen Tag über herrschte buntes Treiben, während sich die Zu­schaue­r:in­nen von einer Diksussionsrunde zur nächsten bewegten. vom Public Viewing über den Küchentisch zur Lesebühne des Au­to­r:in­nen­kol­lek­tivs Rakete 2000, Menschen aus der Urban-Gardening-Szene und der Theatergruppe Tarantulà in der Abendsonne.

Mit dem offiziellen Abschied war noch nichts vorbei: Bis tief in die Nacht gingen unsere Diskussionen noch weiter, im taz-lab-Team, mit unseren Panelist*innen, die uns im taz-Haus besuchten, und natürlich unseren Gäst*innen. Und dann – endlich! – wurde in der taz-Kantine wieder getanzt.

Uns gibt dieser Tag Sicherheit: Ein demokratisches und öffentliches Forum wie das taz lab ist unersetzlich. Und wird offenbar von unserem Publikum heiß ersehnt: digital wie klassisch analog. Wir bleiben stark motiviert!

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