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„Bier aus dem Rucksack verkauft“

Stefanie Sargnagel, 36, lebt als Schriftstellerin und Künstlerin in Wien.

Alle Jobs, die ich hatte, fand ich spannend. Oft hab ich Promotion gemacht. Da musste ich zum Beispiel als Zahnpasta verkleidet Selfies mit Stu­den­t:in­nen vor der Uni machen. Mir hat das Spaß gemacht. „Is’ dir das nicht peinlich?“, fragten einige. Ich dachte: Nein, du bist peinlich, wenn du solche Fragen stellst.

Generell fand ich alle Tätigkeiten gut, bei denen man etwas kostenlos verteilen konnte, weil die Leute sich dann so gefreut haben. Unangenehm war alles, bei dem man ständig abgelehnt wird, zum Beispiel Callcenter im Outbound oder Flyer verteilen. Lange habe ich auch Bierdosen aus dem Rucksack verkauft, das hat damals fast niemand in Wien gemacht und war sehr lukrativ. Irgendwann kam aber die Konkurrenz und dann musste man um die Biertrinker buhlen, das wurde mir dann zu unangenehm. Medizinische Testungen habe ich auch mal durchführen lassen, das war sehr gut bezahlt. 200 Euro, um sich ein neues Medikament ins Auge tropfen zu lassen, dazu gab’s ein kostenloses Krankenhausmenü. Das waren alles interessante Erfahrungen und Begegnungen, inzwischen lebe ich zunehmend in einer Kulturblase, und das wird dann inhaltlich in seiner Selbstreferenz auch langweilig. Über das prekäre Künstlerleben zu jammern empfinde ich in den meisten Fällen als Luxusproblem. Niemand muss Künst­le­r:in werden. Ich verdiene mehr als fast alle meine Freund:innen, obwohl ich sicher nicht der größte Player auf dem Literaturmarkt bin, ich werde ja nicht mal übersetzt. Je­de:r Autor:in, die bekannter ist als ich und mehr Bücher verkauft, ist einfach reich, das braucht man gar nicht runterspielen.

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