: Wladimirs goldene Kreditkarte
Juri Kowaltschuk kontrolliert die Bank, über die Putin und Co ihre Geschäfte abwickeln
Er investiert in Wein, hat Medien unter seiner Kontrolle und Finanzgeschäfte ebenso. Juri Kowaltschuk gilt als Kassenwart des engen Kreises um den russischen Präsidenten, als Putins Kreditkarte.
Der promovierte Physiker lernte Wladimir Putin 1990 kennen, als dieser nach seiner Rückkehr aus Dresden Vizebürgermeister von Leningrad wurde, wie Sankt Petersburg damals noch hieß. Kowaltschuks Freunde aus seinem Physik-Institut und Bekannte aus dem KGB hatten Schwierigkeiten mit der Bank Rossija, einem vom Regionalkomitee der Kommunistischen Partei gegründeten Finanzinstitut. Zwischen Putin und Kowaltschuk entstand eine enge Freundschaft, von der beide bis heute profitieren.
Kowaltschuk gehört zu den Gründungsmitgliedern der Datschen-Kooperative „Osero“ (See) in der Nähe von Sankt Petersburg und ist heute Vorsitzender des Aktionärsbeirats der Bank Rossija. Über diese werden die Geschäfte von allen, die Putin nahestehen, abgewickelt. Die Bank war lange Zeit Eigentümerin des Versicherungsunternehmens Sogaz, einem unübersichtlichen Konglomerat aus unterschiedlichsten Beteiligungen. Nach den US-amerikanischen Sanktionen 2014 musste die Bank Rossija, die auch auf der jüngsten Sanktionsliste steht, formal die Mehrheit an dem Versicherer abgeben.
Mit Sogaz hat Kowaltschuk über die Jahre ein Medienimperium aufgebaut. Der nationalen Mediengruppe gehören zehn Fernsehkanäle, mehr als 30 Bezahlkanäle, die auch CNN senden, und vier Nachrichtenagenturen. Über Sogaz, an dem auch Gazprom beteiligt ist, hat Kowaltschuk auch das Sagen über Echo Moskwy, den kremlkritischen Radiosender, der wegen seiner Berichterstattung über den russischen Einmarsch nun geschlossen wird. Im vergangenen Jahr hat Sogaz zusammen mit der Gazprom-Bank zudem die Kontrolle der Internetfirma VK übernommen, über die Vkontakte und Odnoklassniki laufen, die russischen Pendants zu Facebook.
Seit dem russischen Einmarsch in Georgien 2008 verdient sich Kowaltschuk auch mit Weinen eine goldene Nase. 2017 hat er den jahrhundertealten Betrieb Nowy Swet erworben. Es war eine der ersten Privatisierungsmaßnahmen auf der von Russland annektierten Krim. Ihm gehören dort mehr als 8.000 Hektar Weinberge, zudem Weingüter in Südossetien, das völkerrechtlich zu Georgien gehört, und in der südrussischen Region Krasnodar. Der „Palast Putins“ am Schwarzen Meer, mit dem das Team um den inhaftierten Kreml-Gegner Alexei Nawalny im vergangenen Jahr für Wirbel sorgte, könnte ebenfalls von ihm mitfinanziert worden sein. Der 70-Jährige findet sich seit 2014 auf den Sanktionslisten der USA und der EU. Für ihn ist das eine Auszeichnung. Inna Hartwich
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen