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Betr.: Karneval-Absage nach gefälschtem Brief

Ein erschwindelter Briefverkehr

Von Friederike Gräff und Gernot Knödler

Sehr geehrter Briefeschreiber,

wir beschäftigen uns mit der von Ihnen angestoßenen Absage des Karnevals­umzugs „Schoduvel“ und würden Ihnen in diesem Zusammenhang gern folgende Fragen stellen:

- Empfinden Sie die Strafanzeige gegen Sie als angemessen?

- Kränkt Sie die Tatsache, dass der Oberbürgermeister den Ton Ihres Schreibens als herablassend zurückgewiesen hat?

- Wie erklären sich die Flüchtigkeitsfehler in Ihrem Schreiben?

Wir würden uns über eine Rückmeldung Ihrerseits sehr freuen,

mit freundlichen Grüßen

taz-Redaktion

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Sehr geehrte taz-Redaktion,

Dank für Ihr Schreiben, das ich folgendermaßen beantworte. Ihre Frage wundert mich: selbstverständlich ist die Strafanzeige unangemessen, mehr noch abwegig. Wenn der Oberbürgermeister nicht da tätig wird, wo er tätig werden müsste, zwingt er seine Bürger, selbst Verantwortung zu übernehmen. Wäre es mir aus Gründen der Anonymität nicht erschwert, würde ich selbstverständlich Gegenanzeige stellen.

Ich bin keinesfalls einverstanden mit dem Vorwurf eines „herablassenden“ Tons. Es mag sein, dass ich nicht – wie Herr Kornblum es für sich in Anspruch nimmt – auf Augenhöhe mit den Karnevalsvereinen bin. Möglicherweise möchte ich das auch gar nicht. Dennoch achte ich ihre Arbeit. Aber wenn das öffentliche Leben zurückstehen muss, dann auch der Karneval.

Dass Sie auf die Flüchtigkeitsfehler hinweisen, empfinde ich als kleinlich. Schließlich hat es mich große Mühe gekostet, den Briefbogen ansprechend und auch überzeugend zu gestalten. Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass die Unterschrift von Herrn Kornblum sehr ähnlich ausgefallen ist.

Mit freundlichen Grüßen

ein Bürger

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Sehr geehrter Bürger,

vielen Dank für Ihre rasche Antwort. Mit der Frage nach den Flüchtigkeitsfehlern wollten wir Sie keineswegs bloßstellen, es ging uns darum, die Schreibsituation nachzuvollziehen. Tatsächlich ist uns die Qualität der Unterschrift aufgefallen, könnten Sie uns Auskunft zu der von Ihnen verwendeten Technik geben? Und schließlich: Können Sie sich vorstellen, weitere Schreiben zur Eindämmung der Pandemie zu verfassen?

Mit freundlichen Grüßen

taz Redaktion

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Sehr geehrte taz-Redaktion,

Ihre Nachfrage zu der verwendeten Technik wundert mich: Natürlich möchte ich die Öffentlichkeit nicht zu Urkundenfälschungen anleiten, denn nicht jeder würde mit dem Wissen so verantwortungsvoll umgehen wie ich. Zu Ihrer Frage nach weiteren Schreiben kann ich nur so viel sagen, dass ich meinen Schritt nicht bereue. Dennoch möchte ich zunächst das Anzeigengeschehen abwarten, bevor ich weiter in die Zukunft blicke. Angesichts der Unwägbarkeiten, auch finanzieller Art, möchte ich Ihnen anbieten, bei Bedarf Unterlagen, derer Sie bei der Recherche nicht habhaft werden können, für Sie zu erstellen.

Mit freundlichen Grüßen

ein Bürger

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