: Ferienstreit vorerst beigelegt
Bayern und BaWü behalten Privilegien, Hamburg und Berlin späteren Ferienbeginn
Vor lauter Coronathemen ging die Nachricht fast unter. Die Bildungsminister:innen haben ihren seit Jahren schwelenden Streit über den Beginn der Sommerferien beigelegt – und sich auf die Ferienzeiten in den Jahren 2025 bis 2030 einigen können. Die Details hat die Kultusministerkonferenz (KMK) vergangene Woche vorgestellt. Auf den ersten Blick ändert sich nicht viel: Wie bisher rotieren die Bundesländer mit dem Ferienbeginn, um Staus auf Autobahnen vorzubeugen und der Tourismusbranche Einnahmen über einen ausgedehnten Zeitraum zu ermöglichen. Dazu sind die Länder (wie bisher) in fünf Gruppen unterteilt. Und: Schüler:innen aus Baden-Württemberg und Bayern bleiben von der Rotation ausgenommen – und dürfen wie bisher als Letzte in die Sommerferien.
Und das erstaunt. Schließlich war die Ausnahme der beiden Südländer ein großer Streitpunkt bei den bisherigen Verhandlungen. Vor allem Hamburg und Berlin haben auf ein Ende der Privilegien gedrängt. Offensichtlich ohne Erfolg. „Leider beteiligen sich die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg nicht an dem rollierenden System, sondern beanspruchen für sich, stets am Ende des gesamten Zeitraums in die Sommerferien zu gehen“, kommentierte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) den KMK-Beschluss.
Entsprechend zufrieden zeigen sich Bayern und Baden-Württemberg mit dem Verhandlungserfolg: „Für unsere Familien im Freistaat ist das Ergebnis sehr erfreulich“, frohlockte Bayerns Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Seine Amtskollegin aus Baden-Württemberg, Theresa Schopper (Grüne), freute sich, dass „die Menschen in Baden-Württemberg den gewohnten Rhythmus beibehalten können“.
Die Bevorzugung Bayerns und Baden-Württembergs geht auf das „Hamburger Abkommen“ von 1964 zurück. Weil die Schulkinder bei der Ernte mithelfen mussten, setzten München und Stuttgart fixe und späte Ferienzeiten durch. Die Landwirtschaft spielt zwar kaum mehr eine Rolle. Bayern und Baden-Württemberg berufen sich heute auf die Gewohnheit – und die späten Pfingstferien, die frühere Sommerferien nicht zulassen.
Also alles beim Alten? Nicht ganz. In einer anderen Forderung nämlich haben sich Hamburg und Berlin durchgesetzt. Ab 2025 werden sie nicht mehr schon im Juni, sondern erst ab Juli in die Ferien geschickt. Damit nehmen sie Druck raus, viele Prüfungen in kurzer Zeit abzuhalten. Auch Hamburg und Berlin zeigten sich deshalb zufrieden mit dem KMK-Beschluss. Der Streit über Bayerns und Baden-Württembergs Alleingang aber ist nur vertagt. Ralf Pauli
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