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Andreas Speit Der rechte RandWarum Lichter an sich noch keine Friedenszeichen sind

Jungsfoto: dpa

Andreas Speitarbeitet als freier Jour­nalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Und sie liefen wieder. Am Samstag fand in Hamburg erneut eine Demonstration gegen die staatlichen Pandemiemaßnahmen statt. Laut Polizeiangaben mit 11.500 Teil­neh­me­r:in­nen, eine der bundesweit größten. Vielleicht waren wie in anderen Bundesländern einige De­mo­tou­ris­t:in­nen zu der Aktion angereist. Aber an der Elbe kamen die Pandemieleugnenden, Impf­skeptischen und -verweigernden aber nicht allein von Irgendwo aus dem Nirgendwo.

Mit Licht und Liebe wollten die Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen ein friedliches, heimeliges Zeichen in der Abenddämmerung setzen. Bemüht freundlich zog der Tross durch die Innenstadt – Lichter in der Hand tragend, Luftballons in die Luft haltend und Klangschalen anschlagend. Die Botschaften und der Ton der Reden waren allerdings weniger freundlich. Über einen Lautsprecher polterte Moderator Eugen Ulrich: „Wir sind im Widerstand, wir sind dagegen, wir sind das Volk.“ Immer wieder bemühte er sich die Menge skandieren zu lassen: „Peter Tschen­tscher komm aus dem Rathaus und stellen Sie sich.“

Einer der Moderatoren wurde konkreter und forderte die Teilnehmenden auf: „Holt ihn da raus!“, zeigte über die Alster zum Rathaus. Die Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard solle sich auch gleich stellen. Dabei ging es aber nicht bloß um die SPD-Verantwortlichen der Stadt. Ein runder Tisch wurde gefordert und Rechenschaft eingeklagt. Von einem der Wagen lief das sogenannte „Lied zum Widerstand“, in dem er gegen Medien und Juden hetzt: „Ohne Fragen kopiert ihr braven Medienhw**en, mit Copy-Paste-Agenda von Agenturen. Ihr seid die Sprachrohrketten für die reichsten der Reichen. Seit zweihundert Jahren sind ihre Namen die gleichen.“ Oder wie dürfen diese Zeilen verstanden werden? Außerdem wurde Werbung für die rechte You­tuberin Juni Malsinger aus Hamburg gemacht.

Kleinere, aber laute Gegendemonstrationen säumten den Straßenrand, und als die Co­ro­na­geg­ne­r:in­nen vorbeizogen, wurden die sorgenvollen Gesicherter von „Nazis raus“-Rufen begleitet. Die Ge­gen­de­mons­tran­t:in­nen erinnerten: „Wer Hand in Hand mit Rechten marschiert, hat von Freiheit nichts kapiert.“

Rechte in ihren Reihen? „Nein“ wurde gesagt und dabei übersehen, das AfD-Funktionsträger:innen und NPD-Anhänge­r:innen sich eingereiht hatten. Ein Star der Rechtsrockszene, der mittlerweile durch ein Duett mit Xavier Naidoo gegen das Impfen neue Fans in dieser Protestbewegung gewonnen hat, warf sich in Pose für ein Foto. Kniend posierte Hannes Ostendorf von „Kategorie C“ vor einem Demoblock mit dem Transparent „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“. Ein Zitat von Berthold Brecht gegen den Nationalsozialismus.

Bezüge zum NS werden bekanntlich für sich umgedeutet. Eine Teilnehmerin trug eine Armbinde mit einem gelben Stern, auf dem „Ungeimpft“ stand. NS-Relativierung und Antisemitismus selbst genäht. Sie war wohl nicht die einzige. Die Hamburger Polizei ermittle gegen Arm­bin­den­trä­ge­r:in­nen wegen Volksverhetzung, schreibt die Morgenpost.

Der Maskenpflicht wurde größtenteils nachgekommen, erklärte die Polizei am Samstag. Einzelne, die kein Attest für die Befreiung vorzeigen konnte, durften nicht mitlaufen. Für den 8. Januar ist die nächste Demonstration angemeldet.

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