Globaler Süden unterrepräsentiert: Wer nicht auf dem Klimagipfel ist

Die Pandemie verstärkt Ungerechtigkeiten bei den Klimaverhandlungen. Etliche Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen aus dem globalen Süden können nicht anreisen.

Indigener mit Gesichtsmaske und Federschmuck

Gehört zu einer NGO und darf deshalb kommen: Romancil Gentil Kreta Foto: Phil Noble/reuters

Eines konnte man von der diesjährigen Frankfurter Buchmesse lernen: Genauso interessant wie eine Gästeliste sind ihre Lücken. Die Autorin Jasmina Kuhnke hätte in Frankfurt zwar auf der Gästeliste stehen können, sagte aber ab.

Auch der rechtsextreme Jungeuropa Verlag hatte sich auf einem Stand der Messe eingemietet. Kuhnke war das zu riskant. Die Schwarze Frau kriegt regelmäßig Morddrohungen von Faschisten, musste sogar schon mit ihrer Familie umziehen, weil ihre private Adresse zusammen mit einem Mordaufruf veröffentlicht worden war. Der Leiter besagten Kleinverlags hatte zudem öffentlich die „Abschiebung“ der nordrhein-westfälischen Autorin gefordert.

Tagelang diskutierte das deutsche Feuilleton über die vor diesem Hintergrund wahnwitzig erscheinende Frage, ob die Absage von Kuhnke und in der Folge auch mehrerer weiterer Autorinnen gerechtfertigt war. Wäre es nicht besser, den Nazis durch eine vielfältige Teilnahme die Stimmung zu verderben? Aber was ist, wenn einen die Stimmung irgendwelcher Nazis gar nicht so sehr interessiert wie die körperliche Unversehrtheit von Jasmina Kuhnke?

Ohne NGO-Zugehörigkeit kein Zugang

Auch die Weltklimakonferenz in Glasgow hat personelle Lücken. Immerhin sind sie zum Glück nicht auf Morddrohungen zurückzuführen. Der 23-jährige Klimaaktivist Nyombi Morris aus Uganda zum Beispiel wäre gern angereist, schreibt er der taz, gehört aber nicht zu einer bestimmten NGO. Nur solche bekommen aber Zugang zu den Weltklimakonferenzen.

Aber auch altbekannte Gesichter fehlen dieses Jahr teilweise – vor allem aus dem globalen Süden. Yeb Saño zum Beispiel, früher Verhandler für die Philippinen, mittlerweile Chef von Greenpeace Südostasien.

Etliche seiner Team-Mitglieder sind noch nicht vollständig gegen Covid geimpft, er selbst hat sich noch nicht ganz von der Krankheit erholt. Der Klimaschützer kritisiert die Industrieländer dafür, dass sie die Impfungen nicht allgemein zugänglich machen – und gehört zu denen, die die Verschiebung der Weltklimakonferenz gefordert hatten, damit alle teilnehmen können.

Hinter solchen Ausschlüssen von mehr oder weniger wichtigen Veranstaltungen steckt vielleicht nicht unbedingt ein böser Wille. Der Blick auf die Lücken der Gästelisten zeigt aber doch, wessen Abwesenheit in Kauf genommen wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.