: In Bremen boostern sie alle
Das Boostern beginnt. Während Hamburg und Niedersachsen sich an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission orientieren und auf Hausärzt:innen setzen, können sich in Bremen auch jüngere und gesunde Menschen impfen lassen, sofern der letzte Piks ein halbes Jahr zurück liegt
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Von Eiken Bruhn
Es darf geboostert werden. Nur wer bekommt eine Auffrischungsimpfung und woher? Wie das Prozedere im Norden läuft und wer damit unzufrieden ist, erklären wir hier.
Wer bekommt die Auffrischungsimpfung?
Die Antwort auf diese Frage ist ein bisschen umständlich. Zunächst einmal gibt es die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut. Danach sollen jetzt erst einmal diejenigen zum dritten Mal geimpft werden, die älter als 70 Jahre sind, in Pflegeheimen leben, immungeschwächt sind oder mit Alten oder Kranken arbeiten.
Es sei „äußerst wichtig, dass diese gefährdeten Gruppen wie zu Beginn der Impfkampagne prioritär durch Auffrischimpfungen geschützt werden“, stellte die Stiko vergangene Woche klar. Denn: „Auch wenn Auffrischimpfungen bei Jüngeren – nach Erreichen hoher Impfquoten – zur spürbaren Reduktion der Virusausbreitung in der Bevölkerung beitragen können, darf dies nicht zu einer Verzögerung der Auffrischimpfung bei den über 70-Jährigen sowie bei immundefizienten Personen führen.“
Dennoch bieten einige Bundesländer auch Jüngeren oder Gesunden die dritte Impfung an – beziehungsweise die zweite, wurde doch der Impfstoff von Johnson und Johnson nur einmal gespritzt. Dazu gehört Bremen. Am Freitag hatte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) mitgeteilt, dass „für alle Bremer:innen Auffrischungsimpfungen bereit“ stünden. Die einzige Voraussetzung sei laut ihrem Sprecher Lukas Fuhrmann, dass der Termin der abschließenden Impfung ein halbes Jahr zurück liege.
Hamburg hingegen schreibt auf seiner Corona-Informationsseite, dass nur die Gruppen, die die Stiko nenne, einen Anspruch auf eine Impfung hätten. Das Land Niedersachsen trifft in seinen offiziellen Informationen keine Aussage und verweist lediglich auf die Stiko-Empfehlungen.
Wo gibt es die Auffrischungsimpfung?
Den Booster gibt es im Prinzip in den Arzt-Praxen, die auch schon die Erst- und Zweitimpfungen gemacht haben. Und wie schon das ganze Jahr über entscheiden diese selbst, ob sie sich an die Stiko-Empfehlungen zur Impfpriorisierung halten oder nicht.
Dass sie das tun, darauf setzt offenbar Hamburg. Denn die Stadt schreibt auf ihrer Homepage, die „städtischen Impfangebote“ seien denjenigen vorbehalten, die vordringlich die Booster-Impfung bekommen sollen. Alle anderen sollten „das Gespräch mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten suchen“.
Auch Niedersachsen informiert seine Bürger:innen auf der Corona-Homepage darüber, dass sie sich an niedergelassene Ärzt:innen wenden sollten.
Sven Quiring, GEW Hamburg
Im Nachbarland Bremen hingegen bekommen alle einen Termin sechs Monate nach dem letzten Schuss. Zwar wurde auch hier das Impfzentrum – eins der größten in Deutschland – im Oktober geschlossen, dafür werden jetzt kleinere dezentrale „Impfstellen“ eröffnet, vorrangig in den benachteiligten Stadtteilen mit geringerer Ärzt:innen-Dichte und hohen Infektionsraten. Drei gibt es bereits mit insgesamt 14 Impfstraßen, zwei weitere sollen folgen. Dann wären es 30 Impfstraßen. Für diese werden auf Anfrage Termine vergeben, die Über-70-Jährigen im Land Bremen bekommen diese Woche eine Einladung. Zusätzlich sind in Bremen weiter mobile Impfteams unterwegs, in dieser Woche an 17 Standorten. Dort wird ohne Termin geimpft, eine Garantie gibt es daher nicht.
Welche Forderungen gibt es noch?
Während in Bremen und auch in weiteren Bundesländern also auch beispielsweise Lehrer:innen die dritte Impfung bekommen können, geht das woanders noch nicht so leicht. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hamburg fordert aber genau das: ein Angebot zum Boostern für alle „pädagogisch Beschäftigten, egal, ob aus Schule, Kita, Hochschule oder Weiterbildung“. Statt auf den Stiko-Empfehlungen zu „beharren, sollten alle, die wollen, eine sogenannte Booster-Impfung bekommen“, so Sven Quiring, GEW Hamburg-Vorsitzender.
Die Oberbürgermeisterkonferenz des niedersächsischen Städtetags ist ebenfalls nicht zufrieden und möchte Booster für alle. Es bestehe eine große Nachfrage bei allen Altersgruppen, zudem sei ausreichend Impfstoff vorhanden, heißt es in einer Mitteilung von Freitag, in der noch andere Forderungen rund um den anstehenden „Corona-Winter“ aufgestellt werden. Die Oberbürgermeister:innen kritisieren darin auch die Stiko selbst: „Was fehlt, ist eine Empfehlung für die Boosterimpfungen nach Ablauf von 6 Monaten unabhängig von einer Altersbeschränkung.“
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