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Bremen soll blühen

Die Stadt soll zu einer Art Insektenschutzzone werden, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz hält das für sinnvoll

Von Eiken Bruhn

Um 75 Prozent sei die Biomasse an Insekten in Westdeutschland innerhalb der letzten 27 Jahre zurückgegangen, heißt es in einem Parlamentsantrag der rot-rot-grünen Koalition. Und das selbst in Schutzgebieten. Gegensteuern soll Bremen jetzt nach dem Willen der Parlamentarier:innen, indem die Stadt zu einer Art Schutzgebiet wird. Dazu soll eine „Bremer Biodiversitätsstrategie entwickelt“ werden, die vor allem den Insektenschutz im Fokus hat. Denn Insekten stehen einerseits am Anfang vieler Nahrungsketten und sorgen andererseits für die Bestäubung von Pflanzen, sichern also das Überleben anderer Arten und damit auch das des Menschen.

Die Liste möglicher Maßnahmen ist lang – und einige muten sehr kleinteilig an, wie die Begrünung von Haltestellen-Dächern. Tatsächlich sei der größte Treiber des Insektensterbens die konventionelle Landwirtschaft, sagt Martin Rode, Geschäftsführer des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Bremen. Und Städte seien bereits jetzt relativ vielfältig besiedelt und machten in Deutschland nur zehn Prozent der Landfläche aus. Dennoch sei die Grundrichtung des Antrags richtig. Auch Städte müssten ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.

Und da sei in Bremen sowohl was öffentliche als auch private Flächen angehe, noch deutlich Luft nach oben, so Rode. Zum einen gebe es zu viel Pflanzungen von nicht-heimischen Bäumen und Sträuchern, die keinen Lebensraum für Insektenvielfalt böten. Auf öffentlichen Flächen würden zunehmend Gehölze verwendet, die dem Klimawandel standhalten können. „Dafür sollte man aber keine aus Südamerika nehmen, sondern aus Norditalien.“ Wichtig sei auch die weitere Umstrukturierung der Landwirtschaft sowie ein gutes Management der Naturschutzflächen und deren Pflege. Beides koste allerdings Geld, genauso wie eine insektenfreundliche Pflege öffentlicher Grünflächen. „Das muss dann auch finanziert werden.“

Bremerhaven leistet sich bereits eine teurere Grünpflege. Bremens Schwesterstadt war bereits 2010 dem „Bündnis zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“ beigetreten, dem mittlerweile 300 Kommunen angehören. „Es ist billiger, die Grünflächen kurz und klein zu rasieren“, sagt Ulf Eversberg, Bremerhavens Dezernent für das Gartenbauamt. Insektenfreundliche Wiesen hingegen müssten ein bis zwei Mal im Jahr gemäht werden – und der Schnitt als Sondermüll entsorgt werden, wenn die Flächen an Straßen liegen. Schon vor 2010 habe Bremerhaven auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet – etwas, das in Bremen jetzt erst umgesetzt werden soll. Nach dem Willen der Koalition auch auf den Gleisen der Deutschen Bahn und der Bremer Straßenbahn AG.

Ursprünglich hatte der Antrag auch einen Stopp des Flächenverbrauchs für Wohnungsbau und Gewerbeansiedlung gefordert – eine Maßnahme, die der BUND-Geschäftsführer Martin Rode für unverzichtbar hält. Doch hier hatte sich die SPD quergestellt. Bremen beziehe seine Haupteinnahmen aus der Umsatzsteuer, sagt dazu der klimapolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Arno Gottschalk: „Wir müssen wachsen, um unsere Finanzkraft zu stärken.“ Zudem sei „nichts gewonnen, wenn Privatmenschen oder Unternehmen ins Umland gehen“, das Pendeln schade auch dem Klima.

Wieder ausbügeln will die SPD den Flächenverbrauch, indem die Begrünung von Dächern und Fassaden gefördert werden soll, so Gottschalk. „Wir setzen statt auf zweidimensionales Denken deshalb für die Biodiversität verstärkt auf die dritte Dimension – nach oben.“

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