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Feuerwehr soll den Hut aufhaben

Probleme im Berliner Rettungsdienst: Die 112-Leitstelle könnte sowohl die Notfalleinsätze als auch den Krankentransport koordinieren. Das schlagen grüne Gesundheitspolitiker in einem Positionspapier vor

Von Hannes Koch

Die junge, alleinerziehende Mutter hat Schmerzen im Oberkörper. Sie besucht ihre Hausärztin, die sie aber wieder nach Hause schickt. Als sie später die Notrufnummer 112 der Feuerwehr wählt, wird sie abgewimmelt. Schließlich findet man die Frau bewusstlos in ihrer Wohnung. Im Krankenhaus stirbt sie. Es war ein Herzinfarkt – eigentlich gut zu behandeln, wenn Ärz­t:in­nen rechtzeitig eingreifen.

Fälle wie diese zeigen die Probleme im Berliner Rettungsdienst. Die Feuerwehr, die zwei Drittel der Einsätze übernimmt, ist chronisch überlastet. Wie sich die Situation verbessern ließe, haben nun die grünen Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen und Benedikt Lux in einem Papier aufgeschrieben, das der taz vorliegt. Notfallmediziner Dahmen arbeitete selbst bei der Berliner Feuerwehr, bevor er in den Bundestag einzog. Lux sitzt im Abgeordnetenhaus.

Die Zahl der Notfälle steigt, die Ret­tungs­sa­ni­tä­te­r:in­nen kommen augenblicklich kaum noch hinterher. Darin spiegeln sich die Lebensbedingungen in der Großstadt: Einsamkeit, fehlende Familienbande, Armut, Hitzeperioden. Die Feuerwehr und andere Rettungsorganisa­tio­nen können die Einsätze auch deshalb nur schwer bewältigen, weil die Zahl der Rettungswagen und des Personals zu knapp bemessen scheint.

Hinzu kommt eine Berliner Spezialität. Der normale Krankentransport für Fahrten in die Praxen oder zwischen Krankenhäusern ist privat organisiert. „Die privaten Krankentransportfirmen lehnen unattraktive Aufträge jedoch ab, wodurch die Belastung des Rettungsdienstes weiter zunimmt“, sagt Dahmen.

Deshalb machen die beiden Abgeordneten den Vorschlag, der Feuerwehr die Koordination zu übertragen. „Die 112-Leitstelle sollte sowohl den Rettungsdienst als auch den gesamten Krankentransport steuern“, erklärt Dahmen.

Für die privaten Firmen würde das bedeuten, dass sie sich vor wenig lukrativen oder komplizierten Fahrten nicht mehr drücken könnten. Die Überlastung der roten Rettungswagen nähme wohl ab. Damit einhergehen müsste die Zentralisierung des gesamten Systems. Mit der Ausschreibung der privaten Krankentransporte wäre auch deren Verpflichtung verbunden, die Transporte tatsächlich durchzuführen. Die Beschaffung zusätzlicher Rettungswagen und weiterer Technik sollte ebenfalls zentral ausgeschrieben werden, meinen Dahmen und Lux.

Außerdem plädieren sie für eine Veränderung der Arbeitsverhältnisse. Um die Arbeit als Ret­tungs­sa­ni­tä­te­r:in­nen attraktiver zu machen, sollte beispielsweise ein eigener „Laufbahnzweig“ für Be­am­t:in­nen im ­Rettungsdienst eingeführt werden. Damit einher ginge auch eine bessere Bezahlung. Die Arbeitsbelastung wollen Dahmen und Lux verringern, indem etwa die langen 12-Stunden-Schichten abgeschafft und durch 8-Stunden-Abschnitte ersetzt werden.

Schließlich geht es um die bessere räumliche Aufstellung. In den vergangenen Jahrzehnten seien kaum neue Rettungswachen hinzugekommen, bemängeln die beiden Gesundheitspolitiker. Dahmen: „Neben insgesamt mehr Rettungswagen halten wir es auch für nötig, kleine, zusätzliche Stützpunkte an Brennpunkten zu etablieren oder dort mobile Teams in Bereitschaft zu halten.“ Ein Beispiel sei der Alexanderplatz. Abends und nachts gibt es dort oft viele Notfälle. Die Rettungsdienste bräuchten aber ziemlich lange, bis sie einträfen. Abhilfe schaffen könnte eine neue Rettungswache ähnlich der Polizeiwache, die vor Jahren dort eingerichtet wurde.

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