Digitale Industrie in Berlin: Kreuzberg ist gleich zweimal im Dax
Die digitale Wirtschaft boomt in Berlin, was sich auch im deutschen Aktienindex abbildet. Das freut die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.
BERLIN taz | Von einer „Zeitenwende“ spricht Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). „In Berlin entsteht eine neue digitale Industrie.“ Die Aufholjagd der Hauptstadt sei kein Strohfeuer. „Sie ist nachhaltig und wird nach der Krise weitergehen.“
Anlass für Pops Freude ist der Aufstieg der Berliner Unternehmen Zalando und Hellofresh in den Deutschen Aktienindex Dax. „Unter Klaus Wowereit war immer die Rede davon, mal ein Dax-Unternehmen nach Berlin zu holen“, erinnert sich Pop. „Jetzt haben wir fünf, und drei davon sind in Berlin entstanden.“
Um zu unterstreichen, dass die beiden Neuen im Dax nicht nur Berliner, sondern auch Kreuzberger Unternehmen sind, hatte Pop die Presse ins Hotel Orania geladen. Das noble Haus am Oranienplatz war von ihrem Parteifreund, Baustadtrat Florian Schmidt, als Verdrängungsprojekt kritisiert worden.
Pop dagegen weiß, dass der Bezirk eine große Anziehungskraft auf die digitale Industrie ausübt. Als Nächstes wird Amazon mit 3.500 Beschäftigten in seinen Tower an der Warschauer Straße ziehen. „In Berlin gibt es eine Internationalität wie im Silicon Valley“, sagt Pop, die von einem Arbeitnehmermarkt spricht. „Die Talente diktieren den Unternehmen, wo sie sich ansiedeln.“
Tatsächlich hat Berlin inzwischen 110.000 Arbeitsplätze in der digitalen Wirtschaft. „In 10 bis 15 Jahren wird sich das verdoppeln“, prognostiziert Pop, deren Ziel es ist, dass Berlin im Länderfinanzausgleich bald vom Empfänger zum Zahler wird. „Berlin muss sich nicht verstecken und sich nicht vom Süden der Republik verspotten lassen“, stichelt sie in Richtung Bayern, wo die CSU immer behauptet, Berlin lebe auf Kosten anderer.
Ach ja, einer der Berliner Dax-Konzerne ist die Deutsche Wohnen. Das Enteignungsvolksbegehren sehe sie mit Skepsis, sagte Pop.