Andreas Hergeth
Der Wochenendkrimi
: „Man kann nicht zweimal sterben“ – das weiß sogar der alte Schwedenhecht

Kommissar Bäckström (Kjell Bergqvist) kann „back to the past“ reisen und dort ermitteln – praktisch! Foto: Yellow Bird/ARD

Schwedische Krimiserien stehen bei mir nicht (mehr) hoch im Kurs. Die letzten Jahre hab ich zu viele davon gesehen, die das immer Gleiche erzählen.

Aber okay, es herrscht immer noch „Tatort“-Sommerflaute, und weil ich gerade bei Netflix die ganz wunderbare schwedische Coming-out-Serie „Young Ro­yals“ gesehen habe, war ich diesem neuen Schweden-Krimi in sechs Teilen wohlgesonnen (und die Redaktion wollte endlich wieder was Frisches auf diesem Kolumnenplatz). Also hab ich „Kommissar Bäckström“ schon mal zur Hälfte geguckt, mehr war vorab nicht möglich.

Tja, ich kann direkt mit der Tür ins Haus fallen (aber bitte bis zum Ende lesen): Kommissar Bäckström, so vielleicht 50+, ist ein arrogantes Arschloch und ein eitler Gockel, der andere schnell verletzt (das könnte eine Art Selbstschutz sein). Der komplizierte Typ ist bindungsunfähig, aber ein toller Hecht, wie er es wohl selbst nennen würde.

Nun ja, er ist recht eigenwillig, aber eben auch brillant, weshalb man ihm viel durchgehen lässt. Auf Dauer aber ist das etwas wenig und langweilig. Vor allem dann, wenn im zweiten Teil dem Alphamännchen in Person einer ehrgeizigen Staatsanwältin ein Alphaweibchen und so etwas wie eine Aufpasserin vorgesetzt wird. Da haut der Kommissar lieber ab – nach Thailand. Denn dahin führt eine Spur.

Der Fall ist hübsch konstruiert: Alles fängt mit einem Totenschädel an. Den hat Edvin, ein kleiner Pfadfinder, auf einer Insel gefunden. Den Nachbarsjungen hat der Kommissar – ganz untypisch – ins Herz geschlossen. Das ist ein kluger dramaturgischer Kniff: Dem alten weißen Sack, dem überhaupt nicht politisch korrekten Starermittler, einen Sympathieträger zur Seite zu stellen, ein wissbegieriges Kind, das vom großen Vorbild alles lernen darf, was einen grandiosen Mordermittler ausmacht. Und Edvin hat schon viel gelernt: Er sieht sich den Schädel genau an und trägt mit seinen Erkenntnissen zu den Ermittlungen bei. Der Schädel stammt angeblich von einer Frau, die bereits 2004 in Thailand im Tsunami ums Leben kam … „Man kann nicht zweimal sterben“, sagt Bäckström.

Clever, dass der Kommissar zu – nennen wir es mal: Geistreisen – fähig ist. Er kann sich in längst vergangene Begegnungen (samt Personen) hineinversetzen: Wir sehen Bäckström dann etwa in Szenen mit dem Mordopfer in Thailand. Das hat etwas Surreales und relativiert den Eindruck, den dieser ansonsten arg klischeebehaftete, irgendwie einsame Kommissar hinterlässt.

„Kommissar Bäckström“, ab So., 21.45 Uhr, ARD