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Uni-Rektor nach langen Protesten abgesetzt

Istanbuler Universitätsdirektor war von Erdoğan ernannt worden. Streit um Nachfolge vorprogrammiert

Monatelang hatten türkische Studierende gegen einen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan eingesetzten Universitätsdirektor protestiert – nun ist der Rektor der renommierten Boğaziçi-Uni durch ein Dekret des Präsidenten abgesetzt worden. Melih Bulu werde seines Amtes enthoben, hieß es in der Nacht zu Donnerstag in einer veröffentlichten und von Erdoğan unterschriebenen Entscheidung. Ein Grund wurde nicht genannt.

Studierende und Aka­de­mi­ke­r*in­nen der Boğaziçi-Universität sowie Un­ter­stüt­ze­r*in­nen hatten seit Anfang Januar gegen die Einsetzung des neuen Direktors protestiert. Bulu steht der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP nahe und wurde ebenfalls per Dekret ins Amt gebracht. Im Zusammenhang mit dem Protest wurden Hunderte Menschen festgenommen. Einige von ihnen wurden nach Razzien in ihren Wohnungen abgeführt. Die meisten wurden später wieder freigelassen. Regierungsbeamte erklärten, terroristische Gruppen provozierten die Proteste, Erdoğan bezeichnete die Protestierenden als Terrorist*innen. Menschenrechtsorganisationen kritisierten den „übermäßigen Einsatz von Gewalt und willkürliche Inhaftierung“ vonseiten der türkischen Behörden.

Auf Twitter zeigten sich die protestierenden Studierenden weiter kämpferisch. Es sei von vornherein nicht um Einzelpersonen, sondern um die Art und Weise der Ernennung durch die Regierung gegangen. Seit 2018 entscheidet Erdoğan allein über die Besetzung der Chefposten. „Wir setzen uns dafür ein, dass der Kampf gegen alle Treuhänder, die an Universitäten und in Gemeinden eingesetzt werden, kompromisslos weitergeführt wird“, hieß es auf einer Internetseite der Studierenden.

Die Stelle wurde ausgeschrieben. Das Amt wird vorübergehend von Bulus Stellvertreter Naci İnci ausgeübt. Die Neubesetzung obliegt Erdoğan. (ap/dpa)

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