heute in bremen
: „Sie hat Kippen getrocknet und auf Unterstoff genäht“

Foto: privat

Katrin Zeise

46, Initiatorin von „Clean up your city – Bremen“, arbeitet beim Stadtteilmarketing Hemelingen.

Interview Jasmin Koepper

taz: Frau Zeise, was kann ich mit meinem Müll machen, anstatt ihn in die Tonne zu werfen?

Katrin Zeise: Da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Erst mal ist es wichtig, seinen Müll zu trennen, damit dieser weiterverwertet werden kann. Im Hemelinger Schaufenster haben wir eine Recycling-Sammelstelle, wo wir Kronkorken, Weinkorken und Zigarettenkippen sammeln. Auch aus Müll kann man noch schöne Sachen machen. Die Künstlerin Alexa Rasch hat zum Beispiel ein Kleid aus Zigarettenstummeln genäht.

Wie geht das denn?

Sie hat die Kippen getrocknet, desinfiziert, handverlesen und auf einen Unterstoff genäht, der auch unter normale Kleider genäht wird. Natürlich ist das kein Kleid zum Anziehen, sondern ein Kunstobjekt. Unsere Intention ist nicht nur, den Müll durch unsere „Clean-ups“ zu beseitigen, sondern ihn auch sichtbar zu machen. Dadurch kann das Thema Müllvermeidung einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.

Haben Sie Tipps, um Müll zu vermeiden?

Es braucht eine Grundausstattung an Zubehör, damit man unverpackt einkaufen gehen kann. Zum Beispiel kann man mit seinem eigenen Brötchenbeutel zum Bäcker gehen oder auf dem Markt mit eigenen Taschen einkaufen. Es gibt viele Wege, auf Müll zu verzichten und es ist oft kein großer Aufwand. Es geht einfach um eine Routine, die man lernen kann.

Wird der Müll aus den Mülltonnen recycled?

Da stellt sich die Frage, wie man Recycling definiert. Es wird in Deutschland immer hochgepriesen, dass viel Müll recycled wird. Aber da fällt zum Beispiel auch die energetische Verwertung mit rein. Gelbe Säcke werden meistens einfach nur verbrannt. Das setzt auch chemische Prozesse frei. Viele denken bei Recycling an den Wertstoffkreislauf. Es wird aber mehr verbrannt, als in den Wertstoffkreislauf zurückkommt.

Wer räumt den Müll weg, der auf der Straße liegt?

Meistens die Stadtreinigung. Im Sommer mehr als im Winter, weil im Sommer mehr Menschen draußen sind. Aber ich bin der Meinung, dass jeder in der Gesellschaft dafür verantwortlich ist, dass seine Umwelt sauber bleibt.

Umwelttag und Wertstoffsammelstelle Hemelinger Schaufenster, 14–18 Uhr, jeden Freitag

Was muss sich da in Bremen bewegen?

Was uns beim Stadtteilmarketing Hemelingen gerade auch beschäftigt, ist das Thema Zigarettenkippen. Viele Raucher werfen ihre Kippen einfach so weg und sind sich der Umweltschäden und hohen Reinigungskosten nicht bewusst. Vom 17. bis 24. Juli findet der Kippenmarathon in Kooperation mit der Bremer Stadtreinigung, dem BUND, dem Bremer Senat und dem Verein Tobacycle statt. Damit wollen wir auf dieses Problem aufmerksam machen. Da braucht es keine Politik und keine Gesetze, sondern wir müssen Menschen informieren und sensibilisieren, damit sie ihren toxischen Abfall einstecken.

Warum sind Kippen so problematisch?

Eine Zigarettenkippe vergiftet 1.000 Liter Wasser. Das führt dazu, dass Mikroorganismen im Wasser absterben. Und das ist dramatisch, wenn eine Kippe zum Beispiel in einem Naturschutzgebiet liegt und das Regenwasser die Gifte über Jahre ausspült. Es gibt tatsächlich Menschen, die denken, Asche sei guter Dünger. Aber das ist vollkommener Nonsens. In Kippen sind über 7.000 Giftstoffe enthalten.