Britische Indieband The Go! Team: Wumms zum Tanzen

„Get Up Sequences Part One“ ist das neue Album von The Go! Team. Darauf mischt das Sextett Northern Soul, HipHop und japanisch anmutenden Popkitsch.

Ninja, die Frontfrau von The Go! Team, singt ins Mikrofon

Abseits der Gastbeiträge sorgt sie für Feuerwerk: The-Go!-Team-Frontfrau Ninja Foto: Jose Coelho/dpa

Ins Ohr geht die Leadsingle „World Remember Me Now“ des neuen Albums von The Go! Team auf jeden Fall. Alles andere wäre bei der britischen Indieband auch eine Überraschung, steht das Sextet aus Brighton doch für tanzbare Soul-Pop-Hymnen mit ganz viel Wumms. Auch „Get Up Sequences: Part One“ ist, wie bereits vorherige Alben der Band, beim Londoner Label Memphis Industries veröffentlicht worden.

Das Tolle am Go! Team ist, dass die Combo mit ständig wechselnder Besetzung aus einem Chaos an Einflüssen, Zitaten und Verweisen einprägsame Songs komponiert. Als würde man ein Mash-up von Salt’N’Pepa mit The Monkees und der niederländischen Urban Dance Squad hören.

Ihre modernistische Gesinnung erschöpft sich nicht an Northern Soul, sondern wildert wahlweise bei HipHop, japanisch anmutendem Popkitsch und Cheerleadergeschrei. Ganz nach alter Mod-Tradition sammelt Band-Mastermind Ian Parton musikgeschichtliche Juwelen und verbaut sie in seinen Songs – in Form von Samples oder gleich nachgespielt.Bereits 2005 hatte The Go! Team mit ihrem Debüt „Thunder, Lightning, Strike“ neue Maßstäbe in Sachen musikalischem Chop Suey gesetzt.

Die musikalische Detroit-Connection

Mit ihrem neuen Werk sind sie nun endgültig im Mainstream angekommen. Nach dem krachigen Auftakt von „Get Up Sequences: Part One“ mit viel Drums und süffigem Bläserarrangement gastiert beim zweiten Song „Cookie Scene“ Detroits neuestes Raptalent IndigoYaj über einem psychedelischen Panflöten-Marching-Beat. Parton traf Indigo bereits bei den Aufnahmen zum letzten Album in Detroit und war sofort begeistert von ihrem „Shante Tone“.

The Go! Team: „Get Up Sequences: Part One“ (Memphis Industries/Red Eye/Indigo)

2020 hatte Indigo, wie auch The Go! Team selbst schon, mit dem Detroit Youth Choir kollaboriert. Für ein Bürgerrechts-Projekt wurde der Song „Glory“ vom New Yorker Sänger John Legend und dem Chicagoer Rapper Common neu interpretiert. Gemeinsam mit den jungen Sän­ge­r:in­nen zeigte die 19-jährige Rapperin Solidarität mit der Black-Lives-Matter-Bewegung und setze ein Statement gegen Diskriminierung. Dafür gab es dann auch prompt Lobpreisungen von Neo-Soul-Koryphäe John Legend auf Twitter.

Die Musik von The Go! Team fackelt nicht lange, sie zielt straight auf die Tanzfläche wie auch das Stück „A Bee Without a Sting“ vorprescht – gesungen von einer Gruppe (ebenfalls Detroiter) College-Kids in feinster Jackson 5 Manier: „We weren’t the ones supposed to get organised / We weren’t the ones supposed to take up your time / If that’s a shock to you / Well honey that’s what we do-oooo“. Auch hier schwingt Protest beim Groove mit.

Für Bandleader Ian Parton war die Arbeit am neuen Album von gesundheitlichen Problemen überschattet. Während der Aufnahmen verlor der Multiinstrumentalist das Gehör auf seinem rechten Ohr – die Folge einer Erkrankung an Morbus Menière. „Es war traumatisch, Songs, die ich gut kannte, hörten sich plötzlich völlig anders an“, sagt Parton rückblickend.

Vintage-Sound vs. Popkitch

Vielleicht gerade wegen dieser Zäsur klingen die neuen Songs wahrhaft affirmativ und mitreißend. Die penetrante gute Laune nervt aber bisweilen auch, denn die positiven Vibes driften manchmal ins Seichte ab. Hinter dem geschmackvollen Vintage-Sound und brachialen Snares wirkt der immer gleiche Pop-Singsang manchmal ein bisschen glattgebügelt. Bei Songs wie „We Do It But Never Know Why“ scheint der süßliche Kitsch mittlerweile doch eher Programm als Zitat.

Trotzdem hat „Get Up Sequences: Part One“ in vielerlei Hinsicht alles, was ein Album von The Go! Team haben sollte – trashige Samples, funky Drums, quietschvergnügte Bläsersätze und kratzigen Analogsound. Sie nehmen sich eben nicht so ernst.

Parton hat abermals, gemeinsam mit seiner Band, eine eingängige Produktion abgeliefert, nach der sich jeder Vierspur-Nerd die Finger leckt. Und für die Krachmacherfraktion ist am Ende auch noch was dabei. „Freedom Now“ besticht als bombastischer zweiminütiger Trommelwirbel.

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