brief des tages
:

Platzhirsche mit zu viel Stallgeruch

„Nicht nur Schnaps trinken“,

taz vom 9. 6. 21

Auf einer einzigen Seite hat die taz herrlich viele Argumente präsentiert, warum der Anteil der Frauen in den Parlamenten gering ist: Die Dominanz der Platzhirsche und ihr Sozialverhalten, das viel Fehlverhalten widerspiegelt, die ständigen Abwertungen mit Delegitimierungen bis zu Diffamierungen, das Bedienen der alten Vorurteile und die männerbündisch perfektionierte Cliquenwirtschaft. Frauen den ihnen zustehenden Anteil an der Macht wirkmächtig und nachhaltig einzuräumen, das heißt auch für feministisch orientierte Männer, das tradierte Primat in der KandidatInnenkür über Bord zu werfen. Das geht vielleicht nur mit der Lysistrata-Methode: Platzhirsche mit zu viel Stallgeruch nach Lobby, Kumpanei und Seilschaft konsequent nicht wählen. Frau Dr. Merkel konnte auf die Frauenunion und ein Triumfeminat setzen, und sie hat auch PolitikerInnen als EntscheiderInnen protegiert. Die Vorstellung einer Kanzlerin als Nachfolgerin mag vielen jungen Frauen sympathisch erscheinen. Bei der Wahlbeteiligung ist immer Luft nach oben.

Martin Rees, Dortmund