: Kein Abschied von Astrazeneca
Anders als von Radio Bremen berichtet, wird der umstrittene Impfstoff weiter im Impfzentrum verabreicht
VonEiken Bruhn
Das Impfzentrum wird weiter Astrazeneca nutzen. Das teilte am Montag Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde, mit und korrigierte damit eine Meldung von Radio Bremen. Am Samstag hatte der Sender vermeldet, in Bremen sollten Hausärzt*innen den Impfstoff nutzen, das Impfzentrum werde nur mit den sogenannten mRNA-Impfstoffen wie dem von Biontech arbeiten.
„Wir verimpfen alles, was wir kriegen“, sagte Fuhrmann. Richtig sei, dass alle Dosen, die das Impfzentrum in dieser Woche bekäme, für Zweitimpfungen genutzt würden. Erstimpfungen mit Astrazeneca werde es weiter geben, solange genug davon da sei.
Beim Bremer Hausärzteverband hatte die Meldung für Empörung gesorgt. Über-60-Jährige müssten im Impfzentrum Astrazeneca bekommen, damit der mRNA-Impfstoff nicht für jüngere Patient*innen unnötig verknappt werde, hieß es in einer Pressemitteilung vom Montag.
Astrazeneca führt bei jüngeren Menschen häufiger zu der seltenen Nebenwirkung einer Sinusvenenthrombose, die tödlich verlaufen kann. Deshalb empfiehlt das Robert-Koch-Institut den Impfstoff nur noch für Über-Sechzigjährige. Seit Montag gilt dies auch für den Impfstoff von Johnson & Johnson.
Für beide Vakzine ist die Priorisierung aufgehoben. Das heißt, auch Jüngere können sich auf eigenes Risiko die Impfstoffe spritzen lassen, obwohl sie keiner der Gruppen angehören, die bevorzugt immunisiert werden sollen. Die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) hatte am Donnerstag als einziges Landesgesundheitsministerium nicht für die Aufhebung der Priorisierung gestimmt. „Wir sind der Ansicht, dass es nach wie vor am besten ist, auch Astrazeneca denjenigen zu geben, die besonders gefährdet sind“, sagte ihr Sprecher Lukas Fuhrmann.
Allerdings gibt es zahlreiche Berechtigte über 60, die es ablehnen, mit Astrazeneca geimpft zu werden. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Bremen, wies in der Pressemitteilung darauf hin, dass die Praxen einen steigenden Beratungs- und Organisationsaufwand hätten – aufgrund „der sich wiederholt ändernden Entscheidungen der Gesundheitsbehörden“. Der taz hatte er neulich gesagt, dass seine Mitarbeiterinnen den ganzen Tag mit Patient*innen diskutieren müssten, die sich den Impfstoff aussuchen wollen beziehungsweise noch gar nicht dran seien, aber trotzdem ständig anriefen. „Die Praxen arbeiten bereits jetzt am Anschlag, um Testungen, Impfungen und die Patientenversorgung gleichzeitig zu stemmen“, so Mühlenfeld.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen