apokalypse der woche
: Der Streit um die Klima-Zeche

Andrea Meza hielt sich sehr wohl ans Protokoll. Die costa-ricanische Umweltministerin gratulierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Der Petersberger Klimadialog war ein entscheidender Eckpfeiler bei der Vertrauensbildung der Klimaverhandlungen“, sagte sie am Donnerstag auf besagtem – von Merkel begründeten – Petersberger Klimadialog. Für Entwicklungs- und Schwellenländer sei jedoch mehr Geld aus dem globalen Norden für Klimaschutz und Klimaanpassung entscheidend, so Meza und fragte die Kanzlerin: „Haben Sie eine Idee, wie das geschehen kann?“

Eine ganz schöne Spitze gegen die Gastgeberin der Veranstaltung. Die Kanzlerin hatte einige Minuten zuvor in ihrer Rede deutlich gemacht, dass es aus Deutschland über das bisher versprochene hinaus kein Geld geben wird. Vier Milliarden Euro sollen von 2020 bis 2025 jährlich fließen. Das sei „ein fairer Beitrag für Deutschland“, sagte Merkel. Die Bundesrepublik habe ihr Versprechen sogar schon leicht übertroffen. Zusammen mit privaten Investments und Krediten seien 2019 etwa 7,6 Milliarden Euro geflossen, das vergangene Jahr habe sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegt. Und überhaupt habe Corona auch bei den Ländern des Nordens Löcher ins Budget gerissen.

Mehrere deutsche Umweltorganisationen hatten die Verdopplung der öffentlichen Zahlungen gefordert. Dass es irgendeine Ankündigung geben würde, galt eigentlich fast als sicher – weil es Merkels letzter Petersberger Klimadialog war. Hätte zum Ende ihrer Klimapolitik nicht ein finanzieller Wumms gepasst?

Im EU-Vergleich ist Deutschland in absoluten Zahlen schon der größte Geldgeber. Setzt man die Summen ins Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen, rutscht die Bundesrepublik etwas nach hinten. Für das Jahr 2018 platzierten Hilfswerke Deutschland in einer Studie auf Platz 3 hinter Schweden und Norwegen. Einbezogen haben sie dabei aber nur die öffentlichen Gelder. Insgesamt haben die Industrieländer den armen Staaten jährliche 100 Milliarden US-Dollar für die Zeit von 2020 bis 2025 versprochen.

Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) findet, dass jetzt erst mal andere Länder dran sind. „Deutschland hat gezeigt, was man da alles tun kann, jetzt müssen auch andere folgen“, sagte Schulze zum Gipfelende am Freitag. Das brachte ihr eine subtile Rüge von Alok Sharma ein, dem Präsidenten der nächsten Weltklimakonferenz in Glasgow. Er sagte, „dass alle Geberländer Zugeständnisse machen müssen“. Und, dass er nun auf den G7-Gipfel im Juni hoffe. „Die Geberländer müssen darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn man in den Schuhen der Entwicklungsländer steckt, die an der Front der Klimawandelfolgen stehen.“ Susanne Schwarz