Sarah Wiener
Die Zutat
: Der Köchin neue Freun­d:in­nen

Foto: Sarah Wiener GmbH

Sternenkraut und Hühnerdarm – zwei Namen, die ganz unterschiedliche Assoziationen wecken, aber ein und dieselbe Pflanze meinen: die Vogelmiere. Im Frühjahr ist sie eines der ersten Wildkräuter, das zu sprießen beginnt, wobei sie häufig kleine Rasenteppiche mit zarten weißen Blüten bildet. Trotz ihrer filigranen Schönheit ist sie bei Unkundigen als Unkraut verhasst. Dabei sollte man dankbar sein, wenn man die Vogelmiere hat. Sie ist nämlich eine sehr insektenfreundliche Pflanze und sehr lecker.

Verspeist wird die Vogelmiere von Kopf bis Fuß, geschmacklich erinnert sie an junge Maiskolben oder Erbsen. Sie eignet sich hervorragend für Aufstriche, Salate, als Belag für eine (vegetarische) Pizza oder als Topping für gehaltvolle Suppen. Ihre Blüten lassen außerdem jedes Gericht besonders aussehen.

Bereits 50 Gramm von diesem Wunderwildkraut decken den täglichen Vitamin-C-Bedarf eines Erwachsenen. Darüber hinaus enthält sie doppelt so viel Kalzium, dreimal so viel Kalium und Magnesium und siebenmal so viel Eisen wie der allseits bekannte Kopfsalat. Sie wirkt gegen Erkältungen und hartnäckigen Husten und wird sogar gegen Rheuma eingesetzt.

Aus der ersten Vogelmiere in meinem Garten habe ich ein Pesto gemacht. Dafür habe ich die Blätter – die man gerne auch mit Brenn­nesseln oder Karottengrün kombinieren kann – zusammen mit Walnüssen und unbehandeltem grobkörnigen Salz in einem Mörser zerstoßen und die Zutaten schließlich mit einem kaltgepressten Raps- oder Olivenöl vermischt. Etwas Zitronensaft und gemahlene Paprika peppen das Pesto auf, Hartkäse oder Knoblauch passen auch sehr gut hinein.

Vermengt man das Pesto dann mit Sahne und Frischkäse und rührt noch ein paar frische Blätter darunter, hat man einen tollen Dip. Bestreut mit angerösteten Pinienkernen und serviert mit Sauerteigbrot ist das ein wunderbares Abendessen.

Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblingszutaten vor. Heute: die Vogelmiere.

Ich verwende die Vogelmiere auch gerne für Wildkräutersuppen. Hierfür eine Zwiebel würfeln und in Butter andünsten, anschließend etwas Mehl einrühren. Nach und nach mit einer Gemüsebrühe aufgießen und weiterrühren, rund zwei Handvoll Wildkräuter beimengen und alles etwa fünf Minuten lang sanft köcheln lassen. Die Suppe mit einem Viertelliter Milch aufgießen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Herrlich!

Wer also einen Garten vor seiner Türe hat, dem rate ich mal nachzuschauen, was da so wächst. Für mich war es ein Erweckungserlebnis, als ich feststellte, dass man rund 80 Prozent seiner (ungedüngten) Umgebung auf­essen kann. Seither sind Unkräuter keine Feinde mehr, sondern potenzielle Freunde.