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Weiter Stillstand in Tegel

Ein Mieterpaar kämpft dafür, wieder in seine Wohnung auf dem Gelände des Alten Wasserwerks zu ziehen

Von Peter Nowak

Die Trettachzelle 15 ist in den letzten Jahren eine bekannte Adresse in der Berliner MieterInnenbewegung geworden. Denn die Geschichte des Geländes hat eine besondere Note: Das Wasserwerk, das 1898 dort gebaut wurde, war bald zu klein und wurde bereits 1924 wieder stillgelegt.

Auf dem Gelände des Alten Wasserwerks Tegel in der Nähe des gleichnamigen S-Bahnhofs kleben an einem alten Pförtnerhäuschen zahlreiche Plakate zu mietenpolitischen Themen. Doch bis heute ist unklar, was aus dem Areal, auf dem es Kleingärten, denkmalgeschützte Häuser gibt, passieren soll.

Ein kleines Wäldchen findet sich dort ebenso, sogar ein alter Bunker kann besichtigt werden. 2016 hat die Deutsche Wohnen das Gelände an die Project Immobilien Berlin (PI) verkauft, die dort 91 hochpreisige Eigentumswohnungen und 44 Tiefgaragenstellplätze errichten wollte.

Mittlerweile ist sie von dem Vorhaben wieder abgerückt und will das Grundstück verkaufen. Dazu dürfte auch die Renitenz der BewohnerInnen beigetragen haben. „Wir haben deutlich gemacht, wer das Grundstück kauft, kauft uns mit, und das gibt Ärger“, erklärt Mieterin Regina Schönfeld gegenüber der taz. Sie hat gemeinsam mit Heinz-Jürgen Kotte die Bürgerinitiative Altes Wasserwerk Tegel gegründet.

Heinz-Jürgen Kotte und Regina Schönfeld sind auch als RednerInnen bei Mietenprotesten angefragt. Kotte und seine Lebenspartnerin wollen das Areal kaufen und dort ein soziales Wohnbauprojekt realisieren. Dafür suchen sie noch SponsorInnen. Allerdings liegen die Pläne zurzeit auf Eis, weil erst untersucht werden muss, ob der Boden durch eine ehemalige chemische Reinigung in der Nachbarschaft mit Giftstoffen belastet ist.

Derweil müssen Schönfeld und Kotte seit anderthalb Jahren in einer Umsatzwohnung ausharren, in die sie im August 2018 ziehen mussten, weil ihre ursprüngliche Wohnung akut schimmelbelastet war.

Ein Großteil ihrer Wohnungseinrichtung lagert seitdem in einem Container im Hof und kann nach Ansicht der BewohnerInnen nicht mehr verwendet werden. Doch trotz dieser Belastungen sind die beiden MietrebellInnen eifrige UnterstützerInnen des Volksbegehrens Deutsche Wohnen und Co. Enteignen. Schließlich haben wir als MieterInnen unsere Erfahrungen mit DW gemacht“, begründen sie ihr Engagement. Und das sieht man: Transparente mit Parolen wie „Wir holen uns die Stadt zurück“ und „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“ sind zwischen den Bäumen aufgespannt.

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