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corona in hamburg„Die Umsätze sind teuer erkauft“

Brigitte Nolte

55, ist Geschäftsführerin beim Handelsverband Nord. Die Volkswirtin hat davor in der Politikberatung gearbeitet.

Interview Gernot Knödler

taz: Frau Nolte, wie sehr fürchtet der Handel den nächsten Lockdown?

Brigitte Nolte: Wir haben schon am Dienstag die Mitteilung erhalten, dass bei einer Überschreitung des Inzidenzwerts 100 mit dem Status quo ante zu rechnen ist. Wir befürchten also, dass von „Click and meet“ wieder auf „Click and collect“ in der vorherigen Form umgestellt wird.

Machen „Click and collect“ und „Click and meet“ so einen großen Unterschied?

Der Einzelhandel ist keine homogene Branche. Die Erfahrungen sind je nach Lage und Sortiment sehr unterschiedlich. Für Fachgeschäfte, die ein hochpreisiges und beratungsintensives Sortiment führen, ist es eine Erleichterung, wenn sie Kunden ins Geschäft bitten können, etwa in ein Bettenfachgeschäft. Aber für die zentralen Handelslagen – die großen Flächen, die auf Frequenz angewiesen sind – ist das nicht lohnenswert. Als im November die Gastronomie schließen musste, war das keine gute Situation für den Einzelhandel. Schließlich bilden die Branchen in den zentralen Handelslagen ein Gesamtangebot für die Besucher.

Wie viele Geschäfte haben überhaupt an „Click and meet“ teilgenommen?

In den zentralen Handelslagen blieben viele Geschäfte geschlossen. Die großen Häuser haben versucht, sich mit technischen Lösungen einzustellen und ihren Kunden, die das auch erwartet haben, die Möglichkeit gegeben, in ihr Haus zu kommen. Das ändert nichts daran, dass es nicht wirtschaftlich war.

Die Geschäfte hatten ein halbes Jahr Zeit, sich auf das jetzt wieder zu erwartende „Click and collect“ einzustellen. Ist das geschehen?

Man muss einmal gedanklich zurückgehen: Der Handel hat sich über Jahrzehnte auf ein Gesamtangebot auf einer großen Fläche ausgerichtet. Das hat zu hohen Umsätzen geführt, die wiederum hohe Mieten nach sich zogen. Wenn die Bausteine Gastronomie und Tourismus wegbrechen, sind die Handelsflächen auch ohne Zugangsbeschränkungen schon unwirtschaftlich.

Und die Mieten?

Da ist die Frage, was das mit dem Rechtskonstrukt „Wegfall der Geschäftsgrundlage“ macht. Ein Lockdown kann als solcher gewertet werden und das Neuaushandeln von Mieten ermöglichen. Aber ist „Click and meet“ ebenfalls so zu werten? Ich würde sagen: auf jeden Fall.

Wie wirkt sich „Click and meet“ auf die staatlichen Hilfen aus?

Bei Umsätzen von über dreißig Prozent des Vergleichsmonats sinkt der Anspruch auf Überbrückungshilfe, obwohl die Umsätze oftmals nicht ausreichen, einen Deckungsbeitrag zu erwirtschaften. Überbrückungshilfen ersetzen maximal 90 Prozent der Fixkosten. Nun fallen auch noch variable Kosten an, die zunächst erwirtschaftet werden müssen. Die Umsätze, die jetzt erzielt werden, sind also teuer erkauft.

Wie viele Insolvenzen hat die Coronakrise bisher zur Folge gehabt?

Diese Zahl steigt von Woche zu Woche. Wir können davon ausgehen, dass sie unter den Händlern in den zentralen Lagen bei zwei Dritteln liegen wird, wenn die Mietforderungen aufrecht erhalten bleiben. Es kommt sehr darauf an, wie wir aus der Coronakrise herauskommen.

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