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Krieg im Jemen: Mehr Leid, weniger Geld

UN-Chef Guterres und Hilfsorganisationen sind enttäuscht über die geringe Spendenbereitschaft für Nothilfe in Jemen. Dort spitzt sich die Lage indes zu

Von Jannis Hagmann

Nach einer internationalen Geberkonferenz für das Bürgerkriegsland Jemen haben Hilfsorganisation sowie die UNO enttäuscht auf die geringe Spendensumme von 1,7 Milliarden Dollar reagiert, die bei einer virtuellen Geberkonferenz am Montag zusammenkam. „Die fehlenden zwei Milliarden US-Dollar stehen symbolisch dafür, dass sich die reichsten Länder der Welt immer weniger mit den wirklich kritischen globalen Themen befassen“, kritisierte David Miliband, Direktor der Hilfsorganisation International Rescue Committee. Er sprach von einem „Versagen in Sachen Menschlichkeit“.

Die Summe bleibt sowohl hinter den Forderungen der UNO in Höhe von rund 3,8 Milliarden als auch hinter dem Betrag vom letzten Jahr (1,9 Milliarden) zurück. Das Ergebnis sei „enttäuschend“, so UN-Generalsekretär António Guterres. Deutschland hat 200 Millionen Euro zugesagt, die EU-Kommission 95 Millionen. Saudi-Arabien, eine der Kriegsparteien und zugleich einer der wichtigsten Geldgeber, sagte 430 Millionen Dollar (etwa 357 Mio. Euro) zu, die Vereinigten Arabischen Emirate, Riads Verbündeter, 230 Millionen (etwa 191 Mio. Euro).

In sehr vielen Teilen Jemens herrscht nach UN-Definition der Hungernotstand. Millionen Menschen stehen kurz vor einer Hungersnot. Für 2021 erwartet die UNO, dass deutlich mehr als zwei Millionen Babys und Kleinkinder unter fünf Jahren unter akuter Mangelernährung leiden werden. „Kindheit im Jemen“, so Guterres, „ist eine besondere Art der Hölle.“ Immer mehr unterernährte Menschen, Kinder und Schwangere inklusive, kämen in ihre Einrichtungen, erzählt Bernadette Schober der taz am Telefon. Sie koordiniert die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in der von den Huthi-Rebellen kontrollierten Hauptstadt Sanaa. „Sechs Jahre Konflikt“, sagt sie, „haben das Land in eine tiefe Krise gestürzt.“

Besonders in den ländlichen Gebieten haben Gesundheitseinrichtungen geschlossen oder sind im Krieg zwischen Huthi-Rebellen auf der einen und jemenitischen Regierungstruppen und saudischen Kampfjets auf der anderen Seite zerbombt worden. Hungerkrise und das kollabierte Gesundheitssystem sind die perfekte Voraussetzung für vermeidbare Krankheiten: Cholera, Diphtherie, Masern, zählt Schober auf. Corona sei schlicht noch eine „extreme Zusatzbelastung“, sagt Schober erst auf Nachfrage.

Humanitäre Hilfe allein werde den Konflikt nicht beenden, kritisiert derweil Mareike Transfeld vom Yemen Policy Center. „In den Medien gilt der Jemen ja entweder als humanitäre Krise oder als Stellvertreterkrieg“, sagt sie. Sie wolle unterstreichen, „dass es sich nicht nur um eine humanitäre, sondern auch um eine politische Krise handelt“. Denn momentan spitzt sich der Konflikt wieder zu. Ein landesweiter Waffenstillstand konnte von der UNO bislang nicht erreicht werden. Von mehreren Fronten rücken Huthi-Rebellen aktuell auf die Stadt Marib, östlich von Sanaa, vor. „Die Huthis sind mittlerweile so stark, dass der bisherige UN-Ansatz nicht ausreicht“, sagt Transfeld. „Es gibt absolut keine Anreize für die Huthis, in Verhandlungen zu gehen.“

Hoffnung macht, dass die USA dem Konflikt wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. „Dieser Krieg muss enden“, sagte Präsident Joe Biden Anfang Februar. Auch dass die USA im Atomstreit mit Iran nach neuen Wegen suchen, könnte Folgen haben. Dass Biden bereits in seinen ersten Amtswochen mit Timothy Lenderking einen Jemen-Sondergesandten benannt hat, zeigt, dass sich die USA hier konstruktiv engagieren wollen.

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