: Kommunen bangen
Die Affäre um die vor der Insolvenz stehenden Greensill Bank weitet sich aus. Bundesweit sind etwa 50 Kommunen betroffen – und das Land Thüringen
Das Greensill-Debakel zieht immer weitere Kreise. Knapp eine Woche nachdem die Finanzaufsicht Bafin die Bremer Tochter des britisch-australischen Finanzkonglomerats wegen drohender Überschuldung geschlossen hat, melden sich immer mehr Städte und Gemeinden, die öffentliche Gelder bei dem Bremer Institut angelegt haben.
Allein die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden hat nach eigenen Angaben Termingelder in Höhe von insgesamt 15 Millionen Euro zu Greensill gebracht, die niedersächsische Stadt Osnabrück 14 Millionen Euro, Gießen in Hessen 10 Millionen und Emmerich am Rhein 6 Millionen. Unter den Städten am stärksten betroffen scheint nach bisherigen Informationen das nordrhein-westfälische Monheim am Rhein zu sein, das sich auf einen Verlust von bis zu 38 Millionen Euro einstellen muss. Zudem hat der Freistaat Thüringen bekannt gegeben, bei Greensill insgesamt 50 Millionen Euro an Termingeldern angelegt zu haben.
Bundesweit sollen etwa 50 Kommunen Gelder bei dem Institut im Feuer haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach einer Strafanzeige der Bafin. Dem Vernehmen nach geht es um den Vorwurf der Bilanzfälschung. Bei der Mutter der Greensill Bank haben inzwischen Insolvenzexperten das Ruder übernommen.
Im Zusammenhang mit diesem Debakel zieht nun auch die Schweizer Bank Credit Suisse personelle Konsequenzen. Der Schweiz- und Europachef des Asset-Managements, Michel Degen, und zwei weitere Mitarbeiter seien von ihren Aufgaben vorübergehend entbunden worden, heißt es in einer internen Mitteilung.
Die Credit Suisse hatte vergangene Woche vier Investmentfonds mit zusammen 10 Milliarden Dollar geschlossen, für die Greensill Titel verbrieft und versichert hatte. Es ging um so genannte Lieferkettenfinanzierungsfonds (Supply Chain Finance). Die Bank machte dafür „Bewertungsunsicherheiten in Bezug auf bestimmte Vermögenswerte“ und eingeschränkte Verfügbarkeit eines Versicherungsschutzes geltend. Degen gilt als treibende Kraft hinter den Credit-Suisse-Fonds. Er und die beiden anderen Angestellten des Instituts konnten für eine Stellungnahme vorerst nicht erreicht werden. (dpa, rtr)
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