wortwechsel: Von Pazifist_innen und der Wortpolizei
Sprachpolitik ist für einige Leser:innen arrogant und autoritär, für andere wird unsere Sprache dadurch inklusiv. Und warum das „Z-Wort“ selbst vermieden werden sollte
Gute Idee, aber
„Plastikfasten: 40 Tage ohne Tüten“,
taz vom 18. 2. 21
Es ist eine schöne Idee mit dem 40 Tagen Plastikfasten, die der BUND äußert. Das Problem ist aber in Zeiten der Pandemie, dass fast kein Geschäft irgendeinen mehrfach verwendbaren Behälter zum Einpacken akzeptiert. Somit ist man der Verpackung der Geschäfte im Augenblick voll ausgeliefert.
Ausnahme sind die Unverpacktläden, in denen man seine Sachen selbst abfüllen kann. Und die Bioläden, die eigene Mehrfachverpackungen anbieten. Ansonsten sollte es im nächsten virusfreiem Jahr einen erneuten Anlauf dafür geben. Achim Krautwig, Bensheim
Weltbürger Ost
„Der Autor hat es drauf“, taz vom 16. 2. 21
Endlich mal werden Ostdeutsche als Weltbürger porträtiert. In meinem ostdeutschen Freundeskreis gibt es wesentlich mehr Welterfahrene als unter meinen westdeutschen Freuden. Warum? Weil viele von uns raus wollten, und zwar in die weite Welt, nicht in die Bundesrepublik. Und dort sind wir nach wie vor unterwegs.
Mich trieb es gen Süden, meine erste Weltreise ging nach Simbabwe, und viele, viele weitere Flughäfen folgten. Einmal damit angefangen, in der Welt zu leben (oder in die Welt zu fahren), haben viele von uns Ossis damit einfach nicht mehr aufgehört. Zu denen gehört Alexander Osang. Er ist damit keine Ausnahme. Und genau das ist das Wunderbare an diesem Buch: Ostdeutsch zu sein und mit Weltbürgerhaltung zu schreiben, ist eben kein Gegensatz, sondern bringt ein sehr lesenswertes Buch hervor!
Luise Steinwachs, Berlin
Identitätspolitik
„Sprache als Experiment“, taz vom 6. 2. 21
In der Tat wir müssen aufpassen, dass uns bei aller Identitätspolitik nicht das Langzeitprojekt „alternative linke Politik“ um die Ohren fliegt. Und der Kahn mit Mann & Maus absäuft.
Denn so viel ist mal sicher, da beißt die Maus keinen Faden ab, wer sich progressiv wähnt, weil er/sie/es nun Maus statt Mann schreibt, der hat buchstäblich das große Ganze aus den Augen verloren, mit anderen Worten nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sollen ältere Leser erst mal einen Sprachkurs machen, bevor sie die taz verständlich lesen können?
Jürgen Schierholz, Bremen
Triggerwarnung
„Rassismus Helau“, taz vom 15. 2. 21
Dass Rassismus gegenüber Sinti*zze und Rom*nja nichts Neues ist, ist schmerzlich bekannt. In einer Anmerkung am Rand thematisieren und erklären Sie das „Z-Wort“.
Das ist wichtig und richtig. Ich habe aber sofort zurückgedacht, an die auf Youtube veröffentlichte Talk-Runde „Die beste Instanz“ um Enissa Amani, in der Gianni Jovanovic – seines Zeichens Rom – und Natascha A. Kelly erklären, weshalb die Abkürzung „Z-Wort“ im Gegensatz zum N-Wort in dieser Form vermieden werden sollte. Der Grund ist, dass während des Nationalsozialismus Sinti*ze und Rom*nja das „Z“ als Marker eintätowiert bekamen. Entsprechend kann auch die Abkürzung „Z-Wort“ Betroffene triggern. Gianni Jovanovic plädiert dafür, stattdessen von einer „rassistischen Fremdbezeichnung für Sinti und Rom*nja“ zu sprechen. Das mag umständlich wirken, und solche Veränderungen sind Prozesse und brauchen dementsprechend Zeit. Aber sie sind es wert, wenn so weniger Menschen verletzt werden.
Danke für Ihr Bemühen um einen inklusiven und diversen Journalismus!
Miriam Rommel, Karlsruhe
Menschliches Sterben
„Noch mal einen Schluck Whiskey“,
taz vom 15. 2. 21
Vielen Dank für Ihren Artikel. Meine Kusine verstarb vor zwei Jahren zu Hause, betreut von einem Palliativ Care Team in Hamburg. Das ist so segensreich! Und meine Schwester wurde drei Monate vor ihrem Tod in einem Hospiz aufgenommen. Durch die Fürsorge dort konnte sie noch einmal leben, bevor sie friedlich eingeschlafen ist. Hospizplätze sind leider noch rar. Das ist die menschliche Form der Sterbehilfe.
Susanne Thielebein, Hamburg
Der Mensch als Ganzes
„Noch mal einen Schluck Whiskey“,
taz vom 15. 2. 21
Ich stimme Frau Kraft in der Hinsicht zu, dass die Palliativmedizin/Hospize ein großer, viel zu unterschätzter und auch wirklich zu wenig bekannter Segen ist. Aber bei allen Diskussionen/Beiträgen, die ich in der Vergangenheit gelesen habe, vermisse ich den Menschen als Ganzes. Wir sind ja nicht nur die Maschine, der es letztendlich ermöglicht wird, so weit wie möglich ohne Schmerzen zu sterben. Das, was uns ausmacht, ist das Bewusstsein. Was geht in einem sedierten Menschen vor, während er auf sein physisches Ende warten muss.
Dass auch die Hirnaktivitäten komplett ausgeschaltet sind, während man unter anderem mit Morphinen vollgepumpt wird, wage ich zu bezweifeln. Denn wer einen ihm Nahestehenden beim Sterben begleitet hat, hat vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass der Mensch, der da liegt, nicht so teilnahmslos ist und wartet, wie es scheint, sondern sicher auch Todesängste aussteht. Und diese Qual ist nicht weniger beachtenswert als die körperlichen Schmerzen! Deswegen ist eine positive Regelung der Sterbehilfe durchaus nötig. Jeder sollte bei tödlicher Krankheit entscheiden können, ob er physische und psychische Schmerzen tragen will oder nicht. Michael Katz, Gersheim.
Klare Benennung
„Leserbrief: Krieg, Erinnerung, Anmaßung“, taz-Briefeseite vom 17. 2. 21
Können wir einfach alle aufhören, aus der Schoah irgendwas abzuleiten über das, was deutsches Militär tun oder nicht tun sollte? Egal in welche Richtung: Das ist immer widerwärtige Instrumentalisierung. Und, das wirklich nebenbei, der Rekurs ist nicht nötig, denn auch mit Argumenten, die sich auf heute beziehen, können Pazifist_innen und Bellizist_innen erklären, warum es okay oder nicht okay sein sollte, für deutsche Interessen Menschen zu töten. Im Gegenteil: Diese klare Benennung des Themas hilft der ehrlichen Auseinandersetzung.
Marc Dahn, Heidelberg
Unästhetisch
„Sprache als Experiment“, taz vom 6. 2. 21
Der Artikel über das Impeachment war inhaltlich ohne Zweifel aufschlussreich. Aber ich war versucht, die Lektüre abzubrechen. Diese Gender-Sternchen sind unerträglich! Haben Sie Ihren Artikel einmal selber gelesen? Laut womöglich? Nichts, überhaupt nichts rechtfertigt diesen rechthaberischen, autoritären, arroganten und dazu unästhetischen Unsinn! Gabriele Ermel, Albstadt
Betongold
„Einfamilienhäuser sorgen für Aufregung“, taz vom 15. 2. 21
Ein Baumoratorium zuungunsten von Einfamilienhäusern wäre endlich mal ein Schritt in die richtige Richtung. Um die notwendige massive Reduktion der globalen CO2-Emissionen umzusetzen, gibt es aus normativer Sicht nur eine Möglichkeit: Die Reduktionen müssen in für das Überleben keinesfalls notwendigen Segmenten stattfinden, und diejenigen, welche dem Planeten den meisten Schaden zufügen, von unnötigem Luxus befreien.
Das andauernde Betonieren von Flächen mit Eigenheimen gehört dazu. Bevor noch ein weiterer Quadratmeter Boden versiegelt wird, muss zunächst jeder zur Verfügung stehende Quadratmeter Wohnraum genutzt werden. Im Weiteren kann dann über alternative Wohnkonzepte für alle nachgedacht werden. Sebastian Klute, Schwerte
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