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heute in bremen„Das hat für die Leute was Halbkriminelles“

Foto: privat

Hennning Bode47, ist Sporttrainer und Inhaber der Kampf-sportschule Grapple & Strike.

Interview Franziska Betz

taz: Herr Bode, welche Rolle spielt Rechtsextremismus im Sport?

Henning Bode: Sport ist ein Spiegel der Gesellschaft – und in der gibt es nun mal Rassismus und Neofaschismus.

Wie ist das bei Mixed Martial Arts (MMA)?

Natürlich gibt es ein Interesse von Neonazis an bestimmten Sportarten. Aber wie sichtbar die sind, das liegt auch an den Dresscodes innerhalb der Sportarten. Beim Golf fallen Nazis sicher nicht so auf, wie bei Kampfsportarten. Ein Neonazi äußert sich an der Uni sicher auch anders als im Fußball. Dabei ist der akademische Nazi wahrscheinlich noch viel gefährlicher, als einer, der vielleicht beim Autotuning ist.

Es gibt also nicht mehr Rechte im MMA als in anderen Sportarten?

Nein. Es gibt keine Untersuchungen, die das belegen. Natürlich ist das Interesse von Nazi­hooligans am Kampfsport höher als am Tischtennis, weil man das praktisch nutzen kann. Aber das ist so, als würde man einen Metallwarenladen mit Messerstechereien in Verbindung bringen.

Haben Sie persönlich schon Erfahrungen mit Rechtsextremen in den MMA gemacht?

Bei größeren Veranstaltungen kommt es zum Beispiel immer wieder vor, dass Kämpfer zu Rechtsrock einlaufen, dass Bekleidungslabel aus der rechten Szene präsent sind, oder dass man Tattoos mit neofaschistischen Symboliken sieht.

Was sollte dagegen getan werden?

In allen Sportarten sollten die Leute aktiv werden gegen jede Form der Ausgrenzung. Also gegen Rassismus, aber auch gegen Sexismus und Homophobie. Es geht da ja immer auch um ein bestimmtes Männlichkeitsbild. Da reicht es aber nicht, wenn man fünf Minuten vor dem Spiel ein Banner hochhält. Es braucht eine konsequente Auseinandersetzung. Das muss dann aber auch heißen, dass Rechtsextreme des Stadions verwiesen werden.

Diskussion über Rechtsextremismus im Sport: 18 bis 20 Uhr, über GoToMeeting, weitere Informationen auf gruene-bremen.de

Warum wird MMA so oft mit Rechten in Verbindung gebracht?

MMA ist ein relativ neuer Sport. Das hat für die Leute was Brutales, Halbkriminelles, moralisch Verwerfliches. Da besteht das Vorurteil, dass das alles Schläger und Nazis sind. Das stimmt aber gar nicht. MMA ist ein unglaublich multikultureller Ort. Da muss man sich nur mal die Fightcards anschauen.

Was ist das Schönste am MMA?

Die Vielfalt und die Unberechenbarkeit. Es kann sein, dass sich das Ergebnis des Kampfes in der letzten Minuten noch dreht.

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