: Zurück in die Schule ist schwer
Immer mehr Kinder kommen zur Notbetreuung in die Schulen. Die GEW fordert klare Vorgaben
Fredrik Dehnert, stellvertretender Vorsitzender der GEW
Von Finn Starken
Ties Rabe geht in die Offensive. Hamburgs Schulsenator wehrte sich zuletzt dagegen, eine Studie über das Infektionsgeschehen an der Heinrich-Hertz-Schule bewusst zurückgehalten zu haben – „das ist Quatsch“, sagte Rabe dem NDR. Dass zu Beginn dieser Woche dann noch die Schulplattform IServ versagte, sei ein bundesweites Problem gewesen. Man sei in Hamburg „sehr, sehr weit“ beim digitalen Unterricht.
Dabei droht ein weiteres Problem aus dem Blick zu geraten: die Betreuungssituation in den Schulen. Der Präsenzunterricht ist zwar ausgesetzt, allerdings bieten die Schulen eine Notbetreuung für die Kinder an, die nicht Zuhause bleiben können. An der Umsetzung gibt es Kritik: „Die Behörde sagt nur, dass die Schüler:innen pädagogisch betreut werden sollen. Doch das ist ein weites Feld“, sagt Fredrik Dehnert, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hamburg.
Dehnert befürchtet, dass die Schüler:innen unterschiedlich stark gefördert werden könnten, je nach Ausstattung und Kapazität der Schule. Im schlechtesten Fall würden die Schüler:innen schlicht im Klassenraum aufbewahrt werden. „Dann sitzen die Schüler:innen irgendwo rum, die Lehrkraft steht daneben und mehr funktioniert nicht.“ Dies führe zu Ungleichheiten. Er fordert den Schulsenator deshalb auf, Wechselunterricht in den Schulen vorzubereiten. „Aktuell macht Herr Rabe jede Woche eine neue Ansage. Das muss aufhören.“
Hinzu kommt, dass immer mehr Eltern ihre Kinder in die Notbetreuung schicken. Das betrifft besonders die Grundschulen. „Wir setzen auf die Vernunft der Eltern“, sagte Rabe dem NDR. Diese sollten ihre Kinder nur im Notfall in die Schule bringen.
„Es ist ein Riesenproblem, dass jedes Elternteil jede Woche neu überlegen muss: Schaffe ich es, mein Kind zuhause zu betreuen?“, sagt Dehnert. Sollte die Zahl der Schüler:innen in den Betreuungen weiter steigen, hält Rabe es für möglich, das Angebots zu begrenzen. Zur Zeit sei dies aber noch nicht geplant.
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