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Herrmann vom Podest gefischt

Segler Boris Herrmann kommt bei der Vendée Globe wegen einer Kollision mit einem Trawler als 5. ins Ziel, kann aber noch 4. werden

Von Sven Hansen

Nach 80 Tagen und 28.500 Seemeilen allein und nonstop auf See lag der deutsche Profisegler Boris Herrman bei seiner ersten Teilnahme an der Weltumsegelungsregatta Vendée Globe kurz vor dem Ziel auf Rang drei. Durch eine Zeitgutschrift von sechs Stunden war sogar der Sieg drin. Doch dann, um 20.30 Uhr und 90 Seemeilen vor dem Ziel bei der französischen Hafenstadt Les Sables-d’Olonne, kollidierte Herrmann mit einem Fischtrawler.

Der 38-jährige Hamburger blieb dabei unverletzt, auch auf dem Fischerboot kam niemand zu Schaden. Doch Herrmanns Jacht „Seaexplorer“ wurde beschädigt. Eine Tragfläche brach, ebenso der Bugspriet und das Oberwant des Mastes, ein großes Vorsegel zerriss. Herrmann berichtete später von Bord, dass er zum Zeitpunkt der Kollision geschlafen habe. Plötzlich sei eine riesige Wand neben ihm aufgetaucht, der Ausleger seines Bootes sei mehrfach gegen den Trawler geknallt und sein Vorsegel habe sich in dessen Aufbauten verfangen. Doch dann konnte er an dem Fischerboot vorbeikommen und weiterfahren. „Das ist sicher der schlimmste Albtraum, der mir je passiert ist,“ sagte er.

Eine Erklärung hat er nicht. Vor der Küste herrscht reger Schiffsverkehr und seine elek­tronischen Alarmsysteme hätten gut funktioniert. Doch in diesem Fall habe es keinen Alarm gegeben. Vielleicht hatte der Fischer sein Identifikationssystem ausgeschaltet. Es drang aber kein Wasser in Herrmanns Boot, auch der Mast blieb stehen und so konnte er mit deutlich verminderter Geschwindigkeit das Rennen noch beenden.

Um 11.30 Uhr erreicht er am Donnerstag das Ziel, zwölf Stunden später als ohne Kollision. Er war jetzt 5. im Ziel, mit der Zeitgutschrift kam er zunächst auf Rang 4. Diesen immer noch sehr guten Platz behält er aber nur, wenn der Franzose Jean Le Cam mindestens 10 Stunden und 15 Minuten nach ihm eintrifft, was erst nach Redaktionsschluss sein wird. Denn um diese Zeitspanne ist Le Cams Gutschrift größer als die von Herrmann. Die beiden hatten unterschiedliche Gutschriften bekommen für ihre Beteiligung an der Rettung des Franzosen Kevin Es­coffier. Dessen Boot war auseinandergebrochen und gesunken.

Als Herrmann kollidierte ging als Erster der Franzose Charlie Dalin durchs Ziel. Der Bootsingenieur war einer der Favoriten, da er mit dem modernsten Boot antrat und schon mehrere Hochseeregatten gewonnen hatte. Doch Sieger dieser neunten Auflage der Vendée Globe wurde Yannick Bestaven. Der Franzose kam Donnerstagmorgen um 3.20 Uhr als Dritter ins Ziel. Weil er sich auch an Es­coffiers Rettung beteiligt hatte, wurden ihm 10 Stunden und 15 Minuten gutgeschrieben. So lag er um 2 Stunden und 31 Minuten vor Dalin. Bestaven hatte im Südatlantik schon einen Vorsprung von 440 Seemeilen gehabt, doch blieb er dann in einer Flaute hängen. Jetzt fuhr er vor dem Ziel einen Umweg in eine windreichere Zone und konnte so seinen Rückstand stark verringern – und dank der Gutschrift noch gewinnen.

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