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Diversity First!

Joe Bidens Regierung ist so vielfältig wie kein Kabinett zuvor. Doch kommen die meisten der Kan­di­da­t*in­nen aus dem Zentrum demokratischer Macht

Von Bernd Pickert

Er werde das diverseste Kabinett zusammenstellen, das die USA je gesehen haben, hatte Joe Biden schon im Wahlkampf versprochen, ein Kabinett, das genauso aussieht wie die Vereinigten Staaten. Das ist Biden mit seinen Nominierungen tatsächlich gelungen. Und wenn ihm der Senat – der die meisten Kan­di­da­t*in­nen bestätigen muss und der am Montag mit den Anhörungen begonnen hat – keinen Strich durch die Rechnung macht, dann sind da jede Menge „Firsts“ – die ersten Schwarzen, Latin@s, Frauen der US-Geschichte auf ihren jeweiligen Posten. Und, wie am Montag bekannt wurde, auch die erste Trans*person, als Staatssekretärin im Gesundheitsministerium.

Nach den vier Trump-Jahren, die ja auch den Versuch darstellten, die weiße und männliche Dominanz in den USA wiederherzustellen, ist das ein Zeichen. Aber ist das Kabinett deshalb auch progressiv?

Tatsächlich ist Biden gewählt worden, weil es innerhalb der Demokratischen Partei nach den Vorwahlen einen Waffenstillstand gab, um alle Kräfte auf eine Abwahl Trumps zu konzentrieren. Noch 2016 hatten viele An­hän­ge­r*in­nen des linken Senators Bernie Sanders es nicht über sich gebracht, Hillary Clinton ihre Stimme zu geben, die sie als Inbegriff des neoliberalen Washingtoner Parteiklüngels empfanden. Bidens Aufgabe mit diesem Kabinett war es auch, alle Flügel einzubinden – und das unter ständigem Beschuss von rechts, er sei nur eine Marionette der Linksradikalen, die sich der Demokratischen Partei bemächtigt hätten.

Herausgekommen ist ein Kabinett, das in Schlüsselpositionen einfach weiterarbeitet mit Leuten aus der vorhergehenden demokratischen Regierung unter Präsident Barack Obama. Das bedeutet viel Expertise – riecht aber nicht nach Aufbruch.

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