das portrait: Manuel Mbom ist auf dem Sprung zum Stammplatz
Manu, mehr ins Zentrum!“, „Manu, zweite Bälle!“ Werders Trainer Florian Kohfeldt, der als Anhänger aktiven Coachens bekannt ist, erteilte bei der 0:2-Niederlage gegen Union Berlin seinem jüngsten Spieler besonders lautstarke Anweisungen. Manuel Mbom guckte zwar ein oder zweimal fragend zurück, brachte nach seiner Einwechslung aber das ins Spiel, was Werders vorderer Mittelfeldreihe bis dahin völlig fehlte: Kraft und Dynamik.
Die drei zu Beginn aufgebotenen leichtgewichtigen Zehner (Bittencourt, Schmid und Osako) ließen sich von den Union-Schränken nach Belieben wegschieben. Da auch in der Abwehr Zweikämpfe zu passiv geführt wurden, stand es bei Mboms Einwechslung schon 0:2. Auch der U21-Nationalspieler fand zwar gegen Union anders als beim Pokalsieg in Hannover keinen Weg vors Union-Tor, gilt aber neben Oldie Christian Groß als der einzige Gewinner der bislang verkorksten Hinrunde. Vieles deutet darauf hin, dass er nach Maximilian Eggestein das nächste echte Eigengewächs ist, das es zum Stammspieler der Grün-Weißen bringt. Im Augenblick profitiert er zwar davon, dass Werder aus finanziellen Gründen keine gestandenen Spieler verpflichten kann. Insgesamt steckt aber ein langfristiger Plan hinter Mboms Entwicklung.
Als bislang einziger Spieler wechselte Mbom bereits als 13-Jähriger ins Werder-Internat, weil die Verantwortlichen ihn als sehr reif für sein Alter erlebten. Schon als 12-Jähriger hatte er den Jugendwart des Bovender SV bei Göttingen beeindruckt, als der ihn und seine Mutter überzeugen wollte, nicht zum größeren JFV Göttingen zu wechseln. Mbom verspeiste schweigend die dargebotenen Eisbecher und sagte am Ende: „Vielen Dank für das Eis und Eure Mühe. Aber da ich Fußballprofi werden möchte, muss ich den Verein wechseln.“
Auf dem Weg in die Bundesliga musste er noch eine langwierige Verletzung, die ihn das Endspiel um die deutsche U17-Meisterschaft kostete, und ein Leih-Jahr beim Drittligisten KFC Uerdingen bewältigen, aber die Erfahrungen brachten ihn weiter. Nun ist er vor jedem Spiel eine ernsthafte Option für die Startelf. Nach den Eindrücken gegen Union könnte sein Trainer die schon am Samstag in Leverkusen wieder ziehen. Ralf Lorenzen
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