das ding, das kommt
: Kinder im Stroh

Weihnachtliches Teekesselchen: War die Krippe eigentlich das Futterbehältnis, in das damals das Jesuskind gelegt worden sein soll, beschreibt das Wort inzwischen die ganze Szenerie Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Dass es der gläubige Christenmensch besonders schwer habe in diesen Tagen: Mancher gläubige Christenmensch wird es wohl so sehen. Was wird ihm nicht alles erschwert, vergällt, verunmöglicht unter Berufung aufs Corona-Eindämmungspolitikzickzack? (Dass er gänzlich unbegründete Privilegien genieße, der Christenmensch, zum Beispiel immer noch in die Kirche darf, während etwa das Theaterpublikum seinen spezifischen Trostquell seit Monaten nur verschlossen antrifft: Das wird er nicht ganz so bereitwillig zur Kenntnis nehmen.)

Dennoch ist ja wahr, dass sich das theologisch zwar allenfalls zweithöchste – landläufig aber mit Abstand als bedeutendst begangene – Jesusfest im ausgehenden Pandemiejahr anders anfühlen wird: Nur mit Voranmeldung ist der Kirchgang möglich – es soll für so manches Schäflein ja der einzige sein –, gesungen werden darf auch nicht... Was kommt als Nächstes – zeigt der NDR keinen Loriot?! (Doch, tut er: Heiligabend, 18.20 und 23.45 Uhr. Puuh.)

Mit Rettendem aus religiöser Not naht, klar: die Christdemokratie, hier in Gestalt von Anette Röttger, Abgeordnete aus der Weihnachtsmarktstadt Lübeck, aber vor allem kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Kieler Landtag. „Für die geistliche Ausgestaltung des Festes“ hat sie dieser Tage eine Pressemitteilung überschrieben, und darin regt sie „Weihnachtsspaziergänge mit Stationen auf dem Weg zur Krippe“ an.

Denn was in der „biblischen Weihnachtsgeschichte nach Lukas“ beschrieben sei, „können wir in Schleswig-Holstein in diesem besonderen Jahr auf Weihnachtsspaziergängen wunderbar erlebbar machen“ – ah, ja, das Heilige Land zwischen den Meeren. Aber vorschnell gefrotzelt: „An vielen Stellen kann sich in Absprache zwischen Kirchengemeinden und Landwirten sogar die Möglichkeit eröffnen, den Weg so zu planen, dass er zu einem echten Stall führt.“

Zugegeben: Mit Ställen kennen sie sich da oben aus, auch wenn die heutigen Vorstellungen von landwirtschaftlicher Effizienz weit entfernt sind von einer Welt mit strohgefüllten Futterbehältnissen und je einmal Ochs und Esel pro Stall. Ganz unreligiös, aber auch nicht wesentlich rationaler gedacht: Wer passenderweise ein Kleinkind dabei hat und es für eine Selfieknipslänge ins – vom christdemokratisch eingenordeten Landwirt vorzuhaltende – Stroh legen möchte: Wirkt sicher Wunder fürs Immunsystem.

Alexander Diehl