Susanne Schwarz über den „Dinosaurier des Jahres“
: Straßen über Straßen

Die Umweltorganisation Nabu hat ihren Schmähpreis „Dinosaurier des Jahres“ an das Autobahnausbauprojekt A 26 Ost in Hamburg vergeben. Die zehn Kilometer lange Querverbindung zwischen A 1 und A 7 werde große Naturflächen zerstören, sei klimaschädlich und außerdem unnötig. Als das Bauprojekt vor zwei Jahrzehnten geplant wurde, um die Anbindung zum Hamburger Hafen zu verbessern, sei man von zu viel Frachtgut ausgegangen.

Die Umweltschützer:innen legen den Finger in die Wunde: Deutschlands Verkehrsplanung ist aus der Zeit gefallen. Das liegt nicht nur daran, dass der Klimaschutz immer drastischer ausfallen muss, je länger wir ihn hinausschieben. Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan, der die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur bis zum Jahr 2030 plant, war schon 2016 nicht klimafreundlich.

Bei seiner Präsentation lobte der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Autobahnen als „das Rückgrat unserer Mobilität“. Das spiegelt das Dokument auch wider: Fast die Hälfte der verplanten 270 Milliarden Euro fließen in den Neu- und Ausbau von Straßen. Den Rest teilen sich Schienen und Wasserwege.

Das Umweltbundesamt rechnete damals nach und kam zu dem Ergebnis, dass der Klimaeffekt des Gesamtwerks bescheiden sei. Elf der zwölf im passenden Umweltbericht gesetzten Ziele würden verfehlt, beklagte die Behörde.

Umweltverbände hatten im Rahmen einer öffentlichen Konsultation Hunderte Seiten mit alternativen Verkehrsprojekten eingereicht. Die scheiterten aber an der Kosten-Nutzen-Bilanz.

Der „Dinosaurier des Jahres“ für die A 26 Ost ist auch eine Vorwarnung an die Grünen. Wie schon kürzlich bei dem Konflikt um den Dannenröder Forst, wo die Rodungsarbeiten für die A 49 nun abgeschlossen sind, sind sie auch in Hamburg Teil der Landesregierung, die die vom Bund beschlossene Autobahn baut. Wenn die Grünen als Klimapartei in den Bundestagswahlkampf gehen wollen, müssen sie sich dafür einsetzen, dass der Bundesverkehrswegeplan generalüberholt wird – bevor seine vielen Autobahnen gebaut sind.

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