Der Beginn von Weltbewegendem

Eine Gedenktafel unterhalb der Martini-Kirche erinnert seit dem Wochenende an Friedrich Engels, der 1838 bis 1841 in Bremen eine kaufmännische Ausbildung machte und nebenbei als Journalist arbeitete

Bremer BürgerInnen haben am Sonnabend eine Gedenktafel enthüllt, die an den Philosophen, Gesellschaftstheoretiker und Revolutionär Friedrich Engels (1820–1895) erinnert. Anlass für die Aktion war der 200. Jahrestag seines Geburtstages.

Auf der Gedenktafel ist zu lesen: „Hier an der Weser begann sein weltbewegendes Wirken.“ Sie hängt an der Schlachte-Mauer unterhalb der evangelischen St.-Martini-Kirche. Engels wohnte seinerzeit im Pfarrhaus der Kirche, in der damals der pietistische Gemeindepastor Georg Gottfried Treviranus amtierte. Der als Sohn eines Textilfabrikanten im rheinischen Barmen (heute Wuppertal) geborene Engels lebte vom 11. August 1838 bis Ende März 1841 in Bremen.

Hier arbeitete er als Auszubildender im Handelskontor des Großhandelskaufmanns und sächsischen Konsuls Heinrich Leupold. Das imposante Wohn- und Packhaus von Leupold, der mit Leinen, Kaffee und Zigarren handelte, stand schräg gegenüber der Martinikirche. Das Haus wurde 1897 abgebrochen. Seit den 1960er-Jahren steht dort ein backsteinerner Neubau.

Außerdem schrieb Engels in Bremen unter dem Pseudonym Friedrich Oswald als freier Journalist, was erst nach seinem Tod bekannt wurde. Er verfasste zahlreiche Essays und Artikel für den Telegraph für Deutschland sowie für die beiden damals einflussreichen Cottaschen Zeitungen Morgenblatt für gebildete Leser und Augsburger Allgemeine Zeitung, für die auch Heinrich Heine und Ludwig Börne schrieben.

Als 1840 in England der erste schnelle Schraubendampfer getestet wurde, erkannte Engels umgehend, welche verkehrstechnische Revolution da bevorstand und skizzierte im Morgenblatt für gebildete Leser die Vision eines bevorstehenden Massentourismus.

Darüber hinaus startete Engels in seinen Bremer Jahren einen regen Briefwechsel – mehr als 40 Briefe sowie über 30 von ihm unter Pseudonym veröffentlichte literarische und publizistische Arbeiten sind nachgewiesen und der Nachwelt zugängig gemacht worden. Regelmäßig besuchte er zudem den Bremer Ratskeller und die heute noch aktive Kaufmanns-Vereinigung „Union von 1801“. Über die BremerInnen schrieb er 1840: „Im Übrigen ist das hiesige Leben ziemlich einförmig und kleinstädtisch.“ (taz/epd)