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Lebendtier-ExporteDie alltägliche Tierquälerei

Gastkommentar von Daniela Schneider

Bei Tierexporten in Nicht-EU-Länder werden die Regeln zum Tierschutz systematisch missachtet. Diese Transporte müssen endlich verboten werden.

Diesem Schwein geht es noch vergleichbar gut Foto: dpa / Hendrik Schmidt

P anisch aufgerissene Augen, vor Erschöpfung zitternde Rinder, die dicht zusammengedrängt und tagelang ohne Pausen in tierschutzrechtliche Hochrisikostaaten wie Usbekistan, Marokko oder Algerien gekarrt werden: Tierqual-Alltag – auch auf deutschen Straßen. Doch statt dieses Martyrium zu beenden, bleibt Agrarministerin Klöckner nicht nur hierzulande untätig. Sie lässt auch die Chance des deutschen EU-Ratsvorsitzes verstreichen, grausame Tiertransporte EU-weit zu stoppen.

Wenn von Deutschland aus Tiertransporte in diese Drittstaaten abgefertigt werden, geschieht dies so gut wie immer unter Missachtung der geltenden Tierschutzbestimmungen. Vier Pfoten hat deshalb wegen des Verdachts der Beihilfe zur Tierquälerei 21 Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen gestellt. Obwohl fast alle Bundesländer dafür gesorgt haben, dass weit weniger Drittlandexporte bewilligt werden, umgehen Transporteure skrupellos die geltenden Auflagen. Die Tiere werden zunächst in andere EU-Länder wie Ungarn verbracht und von dort aus in Drittländer weiterverfrachtet.

Statt wie bisher die Bundesländer damit alleinzulassen, sollte die Ministerin eine bundesweit einheitliche Erlasslage schaffen, die dafür sorgt, dass Tiere nicht mehr in Drittstaaten gelangen können. Das wäre ein erster wichtiger Schritt und ein starkes Signal in Richtung EU. Denn das Problem ist ein europäisches. Nur durch ein EU-weites Verbot von Drittlandexporten und eine Begrenzung der Transporte auf acht Stunden werden die grausamen Tiertransporte tatsächlich beendet. Das fordern gemeinsam mit uns auch 150.000 Bürgerinnen und Bürger in einem Protestschreiben an die Ministerin.

Alternativen zu den sinnlosen Todesfahrten müssen Standard werden. Wenn überhaupt, sollten nur noch Fleisch und Zuchtsamen statt lebender Tiere transportiert werden. Vor dem Hintergrund eklatanter Tierschutzprobleme und einer sich verschärfenden Klimakrise stellt sich die Frage, warum überhaupt massenhaft Tiere „produziert“ und diese wie eine Ware quer durch die Welt transportiert werden.

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6 Kommentare

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  • der markt als solcher ist lebensfeindlich

    für alles was lebt darf es keine märkte geben.dieser einfache grundsatz würde der menschheit eine schlimme zukunft ersparen wenn er als universale norm durchgesetzt werden würde

  • Der weitaus größte Teil der täglich konsumierten Tierprodukte kommt zu Billigpreisen aus Discountern. Das geht nur mit massenhafter Tierquälerei. Wer diese Produkte kauft finanziert diese Barbarei und sollte dann nicht mit erhobenen Zeigefinger auf Politik und



    tierquälende Produzenten zeigen. Da sitzen alle im gleichen Boot....

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Bei Tierexporten in Nicht-EU-Länder werden die Regeln zum Tierschutz systematisch missachtet. Diese Transporte müssen endlich verboten werden."

    Den Verantwortlichen würde ich 3 x 24 Stunden Videos zeigen, wie diese Tiere gequält werden, festgebunden auf dem Kinosessel - wie bei Clockwork Orange!



    Ein Filmbericht aus einem ägyptischen Schlachthof habe ich nicht vergessen - Bilder bleiben im Kopf.



    Ich glaube sehr viele Menschen wären bereit gewesen, diese Typen auf der Stelle umzubringen! Die hatten richtig Spaß bei ihrem bestialischen Treiben. Augen ausstechen war eine Variante.

  • so einige dieser Lebendtier-Exporte, zumindest was Rinder angeht, kommen zum Schächten sicherlich nach Aserbaidschan, in die Türkei oder den Libanon. Und wieviel von dem Halal-Fleisch wird dann in den Neuköllner-Dönerimbis zurück importiert? Wobei inländische Schächten ohne Betäubung ja e i g e n t l i c h verboten ist...

    • @Martin L.:

      Und haben sie auch Belege für diese Behauptungen oder geht es nur darum anti-muslimische Ressentiments zu verbreiten?



      Mal ganz abgesehen davon, dass die realen Verhältnisse in den hiesigen Schlachtfabriken absolut nichts sind was man irgendwie verteidigen oder gutheißen könnte: nach Todespanik durch CO2-Betäubung und fehlerhaft gesetztem Entblutungsstich muss man davon ausgehen, dass etwa 13%(!) der Schweine beim Abbrühen noch leben [1]. So sieht der Normalfall gemäß unseren vermeintlich so hohen Standards aus. Und solange sich daran nichts geändert hat, sollte man besser davon absehen mit dem Zeigefinger auf Randphänomene und Minderheiten zu zeigen.



      [1] www.tierschutzbund...eim_Schlachten.pdf

  • Dem letzten Satz ist nichts hinzuzufügen. Vielleicht gibt es seltene Fälle, in denen Tierleid zu rechtfertigen ist. Für diese Transporte kann man sich ausser Profitmaxierung kein Argument vorstellen.