Golfen statt Gipfel

Die G20 sucht eine gerechte Verteilung von Impfstoffen und die Ankurbelung der Weltwirtschaft. US-Präsident Trump tanzt mal wieder aus der Reihe

Von Felix Lee

Besonders enthusiastisch dabei war Donald Trump schon bei vergangenen Gipfeltreffen nicht. Doch so groß war sein Desinteresse noch nie. Nach nicht einmal zwei Stunden Gipfel per Videoschaltung verabschiedete sich der scheidende US-Präsidnet kurzerhand von den anderen G20-Regierungs- und Staatschefs und verbrachte den Rest des Tages in seinem Golfclub in Sterling im nahe gelegenen Bundesstaat Virginia.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die anderen mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt berieten indes über die Strategien zur Eindämmung der Coronapandemie, Klimawandel und die Lage der Weltwirtschaft. Gemeinsam sprachen sich die verbliebenen 19 Regierungschefs für einen weltweiten gerechten Zugang zu künftigen Corona-Impfstoffen aus. „Wir haben die Pflicht, uns während dieses Gipfels gemeinsam der Herausforderung zu stellen und unseren Völkern eine starke Botschaft der Hoffnung und der Beruhigung zu übermitteln“, sagte der saudi-arabische König Salman, Gastgeber des zweitägigen G20-Gipfels.

Merkel rief ihre Amtskollegen zu noch stärkeren Anstrengungen im Kampf gegen die Coronapandemie auf. Rund 21 Milliarden Dollar haben die G20-Staaten für die Bekämpfung bislang zusammengetragen. Zu wenig, kritisieren EU und die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Bei der WHO-Initiative ACT Accelerator, die eine gerechte Verteilung von Impfungen und anderen Mitteln gegen das Coronavirus weltweit sicherstellen soll, klaffe eine Finanzierungslücke von 4,5 Milliarden Dollar. Merkel bat um eine deutliche Aufstockung.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte: Nur eine „globale Antwort“ könne eine „wirksame Antwort“ auf die Pandemie sein. Doch wenn es um finanzielle Zugeständnisse geht, hält auch er sich bedeckt. Dabei stehen angesichts der Pandemie immer mehr Entwicklungsländer vor dem Bankrott. In der vergangenen Woche hatten die Finanzminister der G20-Länder daher eine Initiative zur Schuldenaussetzung bis Juni nächsten Jahres verlängert. Unzureichend, meinen Experten. UN-Generalsekretär António Guterres und Aktivisten fordern eine Verlängerung der Initiative bis Ende 2021.