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Fehlen nur noch Tick, Trick und Track im Berghain

Weltbürger Donald Duck war schon oft in Berlin. Der neue Sammelband „Donald Duck in Berlin“ kompiliert vier Abenteuer des Gänterichs in der deutschen Hauptstadt

Von Andreas Hartmann

Donald Duck ist schon viel herumgekommen in seinem Leben. Am liebsten würde er sicherlich den ganzen Tag nur in dem gemütlichen Sessel in seiner Bude in Entenhausen hocken, er gilt ja als ziemlicher Slacker. Aber dann bringt ihn seine liebe Verwandtschaft, die notorisch naseweisen Neffen oder der unangenehme Onkel, doch wieder dazu, irgendwo in der Welt etwas zu erledigen. Etwa einen Schatz zu finden oder Ähnliches.

Logisch also, dass der Weltbürger Donald Duck inzwischen auch schon ein paar Mal in Berlin war. Selbst beim Mauerfall war er mit dabei. Nachzulesen in dem neuen Sammelband „Donald Duck in Berlin“, in dem vier Abenteuer des Gänterichs in der deutschen Hauptstadt kompiliert wurden. Erschienen sind die in den vergangenen sechs Jahren entstandenen Geschichten bereits in den „Lustigen Taschenbüchern“ des Egmont-Ehapa-Verlags, nun bekommen sie eine Sonderauflage spendiert.

Der Erstkontakt Donald Ducks mit Deutschland war kein besonders schöner. In dem Cartoon „Der Fuehrer’s Face“ aus dem Jahr 1943 landete er in einer Rüstungsfabrik der Nazis und war schnell überfordert damit, jeden mit „Heil Hitler“ begrüßen zu müssen. Zum Glück für Donald aber war das Ganze, so stellt es sich am Ende heraus, nur ein Albtraum.

Bleibende Ressentiments gegenüber Deutschland sind bei Donald Duck aber ganz offensichtlich nicht hängen geblieben. Als in der im letzten Jahr erschienenen Geschichte „Jagd durch Berlin“ die preußischen Kronjuwelen aus dem Besitz Dagobert Ducks aus einer Ausstellung im Schloss Charlottenburg geklaut werden, ist Donald sofort bereit, sich auf die Suche nach diesen zu machen. „Lauft und packt die Koffer“, ruft er seinen Neffen zu, „wir nehmen den nächsten Flieger nach Berlin!“

Dort führt ihn die Suche nach dem Klunker durch die halbe Stadt. Vom Schloss Charlottenburg geht es zum Zoo, wo er Bekanntschaft mit einem der Pandas macht. Es geht weiter ins Naturkundemuseum, zum Brandeburger Tor, in den Spreewald, zum Potsdamer Platz und zur East Side Gallery. Die klassische Touri-Runde, nur ist Donald eben nicht zum Spaß hier. Am Ende stellt sich heraus, dass die berüchtigten Panzerknacker hinter dem Diebstahl stecken – das hätte man sich ja denken können.

Wo genau Entenhausen geografisch liegt, ist bis heute umstritten. Früher ging man natürlich davon aus: irgendwo in den USA. Seit den Übersetzungen der Donald-Duck-Geschichten durch die große Erika Fuchs gibt es auch die Theorie, dass Entenhausen eine Kleinstadt in Deutschland sein könnte. In „Endspiel in Berlin“ wird Donald Ducks Heimat zumindest in Europa verortet. Denn der FC Entenhausen mit seinem Fußballstar Kris Götzmüller darf beim Finale der Champions League in Berlin ran.

Doch um Entenhausen geht es ja nur ganz am Rande in diesem Sammelband. Es geht um Berlin mit all seinen Sehenswürdigkeiten und Klischees. Das Brandenburger Tor wird in jeder der vier Geschichten in Szene gesetzt. Das Rote Rathaus ist zu sehen, der Fernsehturm und sogar die berühmten Ampelmännchen. Fehlt eigentlich nur noch, dass Tick, Trick und Track im Berghain Party machen – oder am Türsteher scheitern.

Ein berlinernder Punk redet ihm den Plan aus, in die Spekulation mit Immobilien einzusteigen

In der Flashback-Geschichte „Grenzenlose Geschäfte“, die kurz nach dem Fall der Mauer spielt, wird vor allem das alte Ostberlin schön in Szene gesetzt. Überall fahren Trabis herum und die Leute rufen: „Die Mauer ist weg.“ In einem Panel landen Donald und Dagobert gar vor dem Palast der Republik.

Interessant ist, dass Dagobert Duck es damals versäumt hat, in Berlin so richtig abzukassieren. Der gilt ja eigentlich als jemand, der sich keine Möglichkeit zum Geldverdienen entgehen lässt. Dieser Ruf wird etwas erschüttert in dieser Geschichte.

Der Supermilliardär läuft an einer Stelle durch das heruntergekommene Ostberlin und erkennt eigentlich gleich: „Aus solchen baufälligen Häusern kann man wahre Juwelen machen!“ Doch ein berlinernder Punk redet ihm tatsächlich den Plan aus, in die höchst lukrative Spekulation mit Immobilien einzusteigen. Das wird ihn bestimmt heute noch wurmen, falls er das damals Versäumte nicht inzwischen nachgeholt haben sollte.

Stattdessen gründet er die Autofirma „Ducksche Kraftwagen“, die dann immerhin ein Bombenerfolg wird. Selbst der Punk aus Ostberlin tauscht seinen Trabi gegen eine Karre aus der Produktion von Dagobert Duck ein. Fast dreißig Jahre vor Elon Musk mit Tesla, erfahren wir außerdem, hat also bereits ein anderer Schwerreicher einen Standort für die Herstellung von Automobilen im Ballungsraum Berlin errichtet.

„Donald Duck in Berlin“. Egmont Comic Collection, Berlin 2020, 48 Seiten, 9,99 Euro

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