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Todesurteile in Mali: „Rache an ‚Charlie‘“

Von Dominic Johnson

Ein Antiterrorgericht in Mali hat am Mittwoch nach einem zweitägigen Prozess drei militante Islamisten wegen einer Serie von Anschlägen in der Hauptstadt Bamako zum Tode verurteilt. Der Mauretanier Fawaz Ould Ahmed, genannt „Ibrahim 10“, hatte sich zuvor zur Tötung von fünf Menschen bei einem Angriff auf das bei Europäern ­beliebte Restaurant La Terrasse in Bamako im März 2015 bekannt, ebenso zur Planung der Angriffe auf Bamakos Hotel Radisson im November 2015 mit 20 Toten. Zwei Malier wurden mit ihm verurteilt, einer in Abwesenheit.

Er habe die Taten aus „Rache“ für die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch Charlie Hebdo verübt, sagte „Ibrahim 10“, der 2016 in Mauretanien festgenommen worden war. „Wir schämen uns nicht, wir sind stolz“, brüstetet er sich. „Rache für den Propheten nachdem, was Charlie Hebdo gemacht hat.“ Auf den Einwand des Richters, dass die Restaurantbesucher von La Terrasse mit Charlie Hebdo nichts zu tun hätten, erwiderte er: „Doch. Alle sind auf die Straße gegangen und haben ‚Je Suis Charlie‘ gesagt. Sogar euer Präsident war dabei.“ Malis damaliger Präsident Ibrahim Boubacar Keïta hatte im Januar 2015 an den Solidaritätsmärschen in Paris nach dem terroristischen Massaker an der Belegschaft von Charlie Hebdo teilgenommen.

In Mali kämpfen mehrere Tausend Soldaten in Frankreichs derzeit größtem Auslandseinsatz gegen islamistische Terrorgruppen.

Am Mittwoch folgten in Bamako rund 5.000 Menschen einem Aufruf des Hohen Islamrates von Mali, gegen die „verantwortungslosen, diffamierenden, beleidigenden und antirepublikanischen“ Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Thema Karikaturen zu demonstrieren. „Stoppt die Provokationen, sonst wird es schlimmer“, stand auf einem Transparent.

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