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Eröffnung unter Protest

Hunderte Pinguine fordern bei der Eröffnung des Flughafens BER am Samstag: am Boden bleiben! Aktivist*innen von Extinction Rebellion kleben sich an ein Flugzeug, um dessen Start zu verhindern

Von Darius Ossami

Auf einer Kundgebung vor dem Terminal 1 des neuen Flughafens stehen am Sonntagmorgen um 10 Uhr erst ein paar Dutzend sehr junge Menschen im Nieselregen; dazu viel Presse und ein paar Grüppchen von Polizist*innen. Pinguine sind bisher noch keine zu sehen, dabei hatte die Gruppe „Am Boden bleiben“ angekündigt, mit als Pinguinen verkleideten Klimaaktivist*innen den BER zu blockieren.

Schließlich setzen sich die mittlerweile an die hundert Aktivist*innen in Bewegung mit der Parole: „We are unstoppable – another world is possible!“ Vor dem Eingang des neuen Abflugterminals 1 ist eine zweite Kundgebung von einer Bürgerinitiative angemeldet. Die Anwohner*innen bezeichnen den BER als „Sündenfall“, ein Mann posiert im Priesterkostüm. Die Aktivist*innen von „Am Boden bleiben“ haben sich inzwischen in ihre Pinguinkluft geworfen, weil „die coolsten Vögel am Boden bleiben“, und haben sechs große silberfarbene Würfel aufgeblasen, auf denen „#NO BER“ steht.

Paul, Kanone und Kiwi sind dabei. Kiwi, mit 22 Jahren der Älteste, streift sich gerade sein Pinguinkostüm über; Paul ist 17 Jahre alt. „Ich mache mit, weil wir immer schneller auf die Klimakrise zurasen und mit diesem Flughafen mit großer Wahrscheinlichkeit das 1,5-Grad-Ziel nicht einhalten werden“, sagt er. Kanone ist extra aus ihrem Dorf angereist. „Mit der Eröffnung wird unsere Zukunft und die unserer Kinder mit Füßen getreten“, ist sie überzeugt. „Nichts zu tun ist einfach keine Option!“

„Was wollen wir? Klimagerechtigkeit! Und wann wollen wir es? Jetzt!“ rufen sie laut. Zwei Aktivisten von Robin Wood seilen sich von einem Vordach des Flughafens ab, zwei weitere werden von der Polizei daran gehindert.

In der Eingangshalle des Terminals 1 haben sich etwa 80 Menschen auf den Boden gesetzt und blockieren eine Rolltreppe. Die Polizei lässt sie gewähren, versperrt aber den Zugang für Pinguine und andere verdächtig aussehende Lebewesen. Insgesamt zählt Lena Tucnak, eine der Sprecherinnen der Gruppe, mittlerweile 250 Pinguine.

Am Mittag treffen die Demonstrant*innen ein, die zu Fuß aus Schönefeld oder mit dem Rad aus Tempelhof gekommen sind. Um 14 Uhr ist die nun auf über 700 Menschen angewachsene Menge wieder zurück auf dem schmucklosen Vorplatz des BER zur Abschlusskundgebung. „Der größte BER-Skandal ist, dass im Jahr 2020 mitten in der Klimakrise ein neuer Flughafen eröffnet wird“, wettert eine Rednerin. Eine andere fordert, Inlandsflüge abzuschaffen, außerdem eine Vielfliegerabgabe und die Besteuerung von Kerosin. Gleichzeitig landet der erste Flieger – aus Tegel, was die Kundgebungsteilnehmer*innen besonders empört.

Kanone ist mittlerweile etwas erschöpft, freut sich aber über das „klare Zeichen“, das sie gesetzt hätten. Die Politiker*innen sollten sehen, „dass wir für unsere Zukunft kämpfen und dass Fliegen keine Technologie der Zukunft ist“. „Leider“, ergänzt Paul ironisch, „wollte die Polizei nicht mit uns arbeiten, sondern eher gegen uns.“

Diese zieht am Nachmittag eine „sehr positive Zwischenbilanz“ der Aktionen. Da weiß sie noch nicht, dass sich Aktivisten von Extinction Rebellion auf dem Flughafen Schönefeld, der jetzt „Terminal 5“ heißt, an ein Flugzeug der türkischen Pegasus Airlines angeklebt haben. Ein Sprecher der Bundespolizei erklärt laut dpa später, die Aktion sei beendet worden, die Maschine habe starten können. Die Identität der vier Mitglieder der Gruppe und strafrechtliche Konsequenzen würden überprüft.

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