: Kleiner Baustein für den Klimaschutz
Hamburg will Gründächer fördern. Das ist gut fürs Mikroklima, kompensiert aber nicht einmal den CO2-Ausstoß der Autos
Von Karschina Dawood
Utrecht ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Über 316 Bushaltestellen hat die niederländische Stadt im vergangenen Jahr begrünen lassen, Bienen und andere Insekten haben so ein neues Zuhause gefunden.
Gründächer bieten Rückzugsräume, sie filtern Feinstaub und schützen vor Witterungseinflüssen. Sie verbessern das Mikroklima, speichern bis zu neunzig Prozent des Regenwassers und können den Menschen als Dachgarten dienen.
Auch in Hamburg soll es bald mehr von ihnen geben. Im Koalitionsvertrag dieses Jahres haben Grüne und SPD festgehalten, dass zukünftige Gründachbesitzer:innen Fördergelder bekommen sollen. Fünfzig Prozent der Investitionssumme wird dabei von der Stadt übernommen, pro grünes Dach wird ein Zuschuss von 100.000 Euro bewilligt.
Doch auch wenn die Nachfrage nach Gründächern steigt, seien Fördergelder in Höhe von drei Millionen Euro bisher noch nicht ausgeschöpft worden, sagt Jan Dube, Pressesprecher der Hamburger Umweltbehörde.
Es gibt verschiedene Arten, ein grünes Dach zu gestalten. So lässt sich dort eine Flachwiese säen oder auch ein Gemüsegarten mit Sträuchern und Bäumen anlegen, allerdings erfordert das mehr Einsatz.
Für eine Dachbegrünung sind flache Dächer mit einem Neigungswinkel von bis zu dreißig Grad am besten geeignet, nur für diese Dächer gibt es in Hamburg auch Fördermittel. Eine Dachbegrünung kann auch nachträglich vorgenommen werden.
Wurde ein Gründach ordentlich verlegt, dann halte es länger als ein gewöhnliches Dach, sagt Dieter Großmann, Physiker und Mitgründer des Hamburger Ökopol-Instituts für Ökologie und Politik Die Pflanzendecke absorbiere die UV-Strahlen im Licht, die ein gewöhnliches Dach sonst zerstörten.
Mit Dachbegrünung kennt sich auch der Verein Hilldegarden aus, der sich im Medienbunker am Heiligengeistfeld engagiert. Der Verein betreibt dort nicht nur eine Galerie, die von lokalen Künstler:innen selbst geführt wird, und eine Gedenkstätte für Opfer des NS-Regimes, sondern macht sich auch dafür stark, dass das Dach des Bunkers begrünt wird. Auf dem Bunker solle eine Gemeinschaftsfläche entstehen, die für alle Bürger:innen kostenlos zugänglich sei, sagt Vereinssprecher:in Urte Ußling. „Wir wollen eine neue Art von Stadtnatur, die Verbindung von alt und neu.“
Trotz aller städtischer Unterstützung ist ein Gründach kein leichtes Unterfangen. Achten Handwerker:innen nicht darauf, dass die Abdichtung wurzelfest ist, dann verstopft sich die Drainageschicht unter der Flachwiese. Feuchtigkeitsschäden können die Folge sein.
So ästhetisch Gründächer auch sind, sie allein können die Klimakatastrophe nicht aufhalten. Grüne Dächer in Hamburg könnten in Hamburg nicht einmal das kompensieren, was an Diesel- und Benzinabgasen ausgestoßen werde, sagt Dieter Großmann. „Gründächer sind nur ein kleiner Baustein, wenn man Hamburg CO2-neutral umwandeln will.“
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