: Die geschrumpfte Eisenbahn
Weniger Fahrgäste Infolge der Coronapandemie leidet die Deutsche Bahn erneut unter sinkenden Fahrgastzahlen. Besonders betroffen ist nach Bahn-Angaben der Fernverkehr. Die FAZ berichtet, dass die Buchungszahlen im Fernverkehr der Deutschen Bahn seit Anfang Oktober um ein Drittel eingebrochen sind. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit fahren nur noch halb so viele Menschen mit ICE und IC.
Angebot bleibt Im Frühjahr war die Nachfrage bei der Deutschen Bahn nahezu vollständig zum Erliegen gekommen, die Zahl der Reisenden schrumpfte auf 10 bis 15 Prozent. Mit den Lockerungen im Sommer stieg auch die Nachfrage wieder auf rund 75 Prozent des Vorkrisenniveaus. Die jetzige Verschärfung der Pandemie führt dazu, dass es nur noch 50 Prozent sind, sagte ein Bahn-Sprecher. Dennoch wolle die Bahn ihr Angebot nicht verringern. (dpa, taz)
Für jeden entdeckten Meter verzichtbaren Gleises gab es eine Prämie von 1 D-Mark, für eine Weiche sogar 100 Mark. In einem Rundschreiben an die Beschäftigten versprach die Deutsche Bahn ihren MitarbeiterInnen im Jahr 1998 einen Bonus, wenn sie vermeintlich unnötige Schienen und Weichen meldeten. Das war Teil eines der vielen Abbauprogramme des Staatskonzerns, der sich auf den vorgesehenen Börsengang vorbereitete. Der wurde 2008 abgesagt, doch der Abbruch der Infrastruktur ging weiter. Die Deutsche Bahn wollte aus ihrer Sicht unrentable Strecken loswerden und mit dem Verkauf der Grundstücke Kasse machen.
Die längste Ausdehnung hatte das Schienennetz auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik vor dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1912 mit einer Länge von 58.297 Kilometern – plus Zehntausende Kilometer an Nebenstrecken von Kleinbahnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Eisenbahnnetz noch eine Ausdehnung von rund 54.000 Kilometern. In Westdeutschland begann Ende der 1960er Jahre die Ära der Strecken- und Betriebsstilllegungen. Tausende Orte wurden von der Schiene abgekoppelt, während der Autobahnausbau voranschritt. In der DDR blieben zwar viele Eisenbahnstrecken erhalten, aber sie waren oft in einem miserablen Zustand. Statt sie nach der Wiedervereinigung zu sanieren, beschlossen Bund und Länder, Eisenbahnverbindungen abzubauen. Als die Bundesbahn und die Reichsbahn der DDR 1994 zur heutigen Deutschen Bahn fusionierten, war das Schienennetz noch 44.600 Kilometer lang. Heute unterhält die Deutsche Bahn ein Netz von 33.400 Kilometern, zusammen mit Werks- und Regionalbahnen sind es 38.500 Kilometer.
Im vergangenen Vierteljahrhundert wurde auch die übrige Infrastruktur im großen Stil abgebaut: 16 Prozent der Bahnhöfe und Haltestellen fielen weg, die Zahl der Weichen und Kreuzungen wurde auf rund 66.000 halbiert. Unternehmen verloren den Gleisanschluss, was zu einer Verlagerung der Gütertransporte auf die Straße führte. Die wurde ausgebaut: Seit 1991 entstanden mehr als 2.300 Kilometer an Autobahnen.
Durch die Klimadebatte hat sich die Stimmung gegenüber der Bahn gewendet. Die Bundesregierung stellt viele Milliarden für die Sanierung und Modernisierung des Schienennetzes zur Verfügung. Im Jahr 2019 wurden fünf Strecken für den Personenverkehr mit einer Länge von insgesamt 94 Kilometern wiederbelebt. „Mit der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken können wir den jahrzehntelangen Rückzug der Schiene aus der Fläche stoppen und umdrehen“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer des Verbands Allianz pro Schiene. Außerdem wurde das Netz um 6 Kilometer neue Schienen erweitert.
Im gleichen Jahr entstanden 61 Kilometer an neuen Autobahnen, bei den Bundesstraßen waren es 122. Anja Krüger
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