Mit dem Pick-up aufn Gehweg

In Henstedt-Ulzburg rast ein Mann in eine AfD-Gegendemo

Vor einer Woche ist ein 19-Jähriger am Rande einer AfD-Veranstaltung in Henstedt-Ulzburg mit seinen silbergrauen VW Amarok gezielt mit Vollgas auf Gegendemonstranten zugerast. Drei Personen auf dem Gehsteig wurden verletzt. Nachdem die Polizei zunächst nur davon gesprochen hatte, dass „im Rahmen eines Verkehrsunfalls eine Person der linken Szene schwer verletzt“ worden sei, ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei jetzt wegen „gefährlicher Körperverletzung“ und „gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“. Der Staatsschutz sei auch eingeschaltet.

Bereits am Sonntag hatte einer der Angefahrenen der taz seine Wahrnehmung geschildert, die sich wenig mit der polizeilichen Darstellung deckte. Am Ende der Veranstaltung im Bürgerhaus, gegen die an die 300 Menschen demonstrierten, seien um 18.30 Uhr vier Männer an ihm und seinem Begleiter vorbeigegangen, berichtet der 44-Jährige. Zwei von ihnen, der 19-Jährige und ein 18-Jähriger seien, in den Pick-up gestiegen. Doch anstatt auf die Straße zu fahren, sei der Fahren auf den Gehweg abgebogen.

„Der Fahrer gab Vollgas und raste auf uns zu“, berichtete er. Der Fahrer traf beide. Sie wurden weggeschleudert. Die Männer erlitten Prellungen und Schürfungen am Körper. Der 44-Jährige sah noch, wie das Auto eine Frau voll traf. Die 21-Jährige musste ins Krankenhaus. Eine Polizistin habe gesagt, dass „die Frau tot“ hätte sein können, will der Betroffene gehört haben.

Nach dem Anfahren stoppte der Wagen. Die Polizei nahm den Fahrer vorläufig fest. Hier sei es zu „aggressivem Auftreten“ von Gegendemonstrant*innen gekommen, so die Polizeipressemitteilung, weswegen ein Polizist einen Warnschuss abgab. Der Fahrer sei bisher nicht strafrechtlich aufgefallen.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Claus Schaffer erwähnt in einer Pressemitteilung nicht die Aktion mit dem Pick-up, beklagt aber, dass die Sicherheitsbehörden bei der AfD-Veranstaltung wegen der „gewaltbereiten Linksextremisten der Antifa“ die Lage teilweise nicht unter Kontrolle gehabt hätten.Andreas Speit