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wortwechselCorona, Verkehrswende und junge Leute

Junge sind nicht Hauptschuldige an steigenden Fallzahlen. Heißt, Alternativen zu den aktuellen Maßnahmen mitzudenken, Corona zu verharmlosen? Rackete im Protestcamp

Umweltaktivistin im Dannenröder Forst Foto: Boris Roessler/dpa

Verkehrswende

„ ‚Ich habe die Klimakrise gesehen‘ “,

taz vom 11. 10. 20

Schön, dass es der Danni und der geplante Weiterbau der A49 in Hessen nach über einem Jahr Waldbesetzung endlich auf die Titelseite der taz geschafft hat! Obwohl es dafür offenbar doch erst das prominente Gesicht gebraucht hat? Sei’s drum. Carolas Einsatz hier vor Ort ist natürlich wunderbar! Wichtig ist allerdings eine Ergänzung zu der Frage der Entlastung der Bundesstraßen und anderer untergeordneter Straßen in der Region: Neben dem Allgemeinplatz, dass Zubringerverkehr zur geplanten Autobahn zwangsläufig mehr Belastung bringen wird, ist es insbesondere eine Illusion, dass die B62 (von Bad Hersfeld über Alsfeld nach Siegen zur A45 Richtung Köln) durch die A49 entlastet würde. Diese ist nämlich für den Schwerlastverkehr die kürzeste und billigste Ost-West-Verbindung. Was die B3 Kassel-Marburg angeht, gibt es bereits seit Jahren alternative Konzepte. Was wirklich benötigt wird, ist eine tatsächliche Verkehrswende, die den Verkehr auf den Straßen effektiv reduziert!

Michael Baumarth, Alsfeld

Besondere Sorgfalt

„Schluss mit dem Jugendbashing“,

taz vom 11. 10. 20

Mit Freude habe ich den Artikel gelesen, in dem hervorgehoben wird, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die jungen Leute mit ihren Partys nun für die Ausbreitung des Virus und den Anstieg der Zahlen verantwortlich seien. Ganz toll, dass hier nicht wieder einfach die üblichen Plattitüden weitergetragen wurden. Mehr davon! Ich würde es mir sehr wünschen, dass die taz sich mal das Thema PCR-Tests vornimmt. Bei den Tests soll ein wichtiger Wert, der auf die tatsächliche Infektiösität einer Person hinweist, nicht an die Gesundheitsämter übermittelt werden. Dadurch sind alle Zahlen, die wir in den Medien übermittelt bekommen, nichtssagend und willkürlich. Selten wurde so unwissenschaftlich gearbeitet und berichtet.

Gerade in der Krise, die den meisten Schaden für die Bevölkerung verursacht, sollte man besondere Sorgfalt walten lassen, doch das Gegenteil ist der Fall.

Dagmar Türk, Reinbeck

Banker in Schweden

„Ein Hoch auf den Markt“,

taz vom 12. 10. 20

Es mag sein, dass die Vergabe des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreises weniger „peinlich“ ist als frühere. Letztlich ist aber die ganze Veranstaltung eine Farce. Sie hat mit dem Namensgeber Alfred Nobel und den Preisen in den anderen Sparten nicht das Mindeste zu tun. Ein paar zufällig im Nobel-Land Schweden ansässige Bänker wollen auf diesem Weg ihresgleichen auszeichnen, um weiterhin die Ideologie des herrschenden neoliberalen Wirtschaftssystems hochhalten zu können. Daran ist nichts Segensreiches, egal mit welchem systeminternen Pipifax sie sich befassen. Verräterisch ist, was sie nicht tun: Die Frage, wie ein ökonomisches System aussehen könnte, in dem Klimawandel, Naturzerstörung, Ressourcenraubbau nicht mehr stattfinden, ohne dass eine dauerhafte massive Wirtschaftskrise eintritt, bleibt mit penetranter Ignoranz unbearbeitet. Die Mainstream-Ökonomen glauben immer noch an ihre Dogmen, sogar an das des ewigen Wachstums.

Rolf Oesterlein, Nieder-Olm

Junge in Feierlaune

„Mehr Erklären, mehr Sanktionen“,

taz vom 14. 10. 20

Unstrittig ist, junge Leute feiern gern und ausgiebig. Und zusammen macht Feiern eben mehr Spaß. Unter freiem Himmel und unter Beachtung des nötigen Abstands ist dagegen sicherlich nichts einzuwenden. Nun aber kommen Herbst und Winter. Somit dürfte es vorerst mit dem Feiern unter freiem Himmel zu Ende sein. Da die Fallzahlen stark angestiegen sind, geht die Sperrstunde vollkommen in Ordnung. Keiner von uns weiß, ob er Virusträger ist, und das macht die Sache so gefährlich. Jeder sollte jedoch wissen, dass sich das Virus in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen sehr schnell verbreitet. Beste Beispiele hierfür sind Ischgl und die Karnevalssitzung in Gangelt. Jeder sollte auch wissen, dass junge Menschen ebenfalls schwer erkranken können, wenn auch seltener, und jeder sollte auch wissen, dass unser Gesundheitswesen nicht unendlich belastbar ist. Ein Jahr lang unsere Vergnügungssucht für Oma und Opa einzuschränken, macht noch keinen Weltuntergang. Jutta Müller, Lindlar

Zu spät und unsinnig

„Über 5.000 Neuinfektionen“,

taz vom 14. 10. 20

Die Coronamaßnahmen der Regierung, die einen erneuten Lockdown verhindern sollen, kommen viel zu spät und sind zum Teil auch widersprüchlich und unsinnig. Zunächst einmal hätte man konsequenter kontrollieren und bereits beschlossene Maßnahmen auch durchsetzen müssen. Die Partys und Feiern zumeist junger Leute in Berlin hätten bereits vor zwei Monaten verboten werden müssen. Da hat der Senat geschlafen. Die jetzigen Bestimmungen allerdings, sich testen zu lassen, um auch in den verdienten Urlaub fahren zu können, sind eine Unverschämtheit, weil man staatlicherseits zu wenig Testkapazitäten zur Verfügung stellt. Man kann keine Regelungen wie das Beherbergungsverbot erlassen, wenn man von vornherein weiß, dass testwillige Bürger gar nicht die Möglichkeit haben, diese Regelung zu erfüllen. Thomas Henschke, Berlin

Alternativen mitdenken

„Der Testfall“,

taz vom 12. 10. 20

Schon lange nicht mehr so einen guten Artikel gelesen – ich, die ich fast nie die Sportseite lese, kann nur sagen: Es besteht noch Hoffnung, dass wir demnächst, wenn mehr Leute wieder den Gedanken zulassen, dass die Maßnahmen nicht alternativlos sind, wieder zum kritischen und damit auch lebendigen Denken zurückfinden und nicht mehr die Angst uns bestimmt, die bekanntermaßen der schlechteste Ratgeber ist.

Magdalene Kimmich, Bietigheim-Bissingen

Mehr Respekt

„Liebe reicht ihnen nicht“,

taz vom 26. 9. 20

Ich habe seit einigen Jahren die taz am Wochenende abonniert und lese sie sehr gern. Seit aber über die Proteste von Fridays for Future berichtet wird, ist mir eine Sache aufgefallen, die mich stört: Im Artikel „Liebe reicht ihnen nicht“ wird das Wort „Kids“ für die protestierenden Jugendlichen verwendet. Dies ist nicht das erste Mal, dass mir dieser Begriff auffällt. Ich finde, dass das Wort „Kids“ sehr verniedlichend ist und in keinster Weise anzeigt, dass die Jugendlichen ernst genommen werden. Die Dinge, die man mit „Kids“ assoziiert, sind doch eher „albern“ oder „spielerisch“. Daher fände ich es wünschenswert, wenn die taz in Zukunft in ihrer Berichterstattung über FFF von diesem Wort absähe.

Antonia Pohl, Leipzig

Wichtige Maßnahmen

„Der Testfall“,

taz vom 12. 10. 20

Ich bin ganz entsetzt über den im Sportteil versteckten, polemischen, coronaverharmlosenden Artikel eures Sportjournalisten. Nur ein Beispiel: Vermutlich niemand findet „Gefallen am aseptischen Leben in der Präventivrepublik Deutschland“, aber zum Glück sind viele rücksichtsvoll beziehungsweise verstehen die Notwendigkeit der Maßnahmen und sind bereit, die Zumutungen zu akzeptieren. Und die Behauptungen, es würden Fakten und Zahlen zurückgehalten, beziehungsweise es fände kein Diskurs mehr statt und Gegenmeinungen würden delegitimiert, werden ja nicht wahrer, wenn man sie immer wieder wiederholt. Es findet doch gerade ein ziemlich öffentlicher Diskurs über das Beherbergungsverbot statt. Ich hätte mir an der Stelle Infos und Recherche über die Situation im Sport erwünscht. Mascha Kirchner, Oldenburg

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