: Ganz weit über dem Grenzwert
Unter den Großstädten wird Bremen zum Corona-Hotspot: Mit 99 Neuinfektionen ist hier die Inzidenzrate von 50 nun weit überschritten. Bei der Nachverfolgung der Infektionsketten hilft jetzt die Bundeswehr
Dass der Corona-Inzidenzwert von 50 überschritten ist, bedeutet: Der Freimarkt ist geschlossen, Großveranstaltungen sind untersagt.
An Veranstaltungen mit Alkoholausschank dürfen maximal 25 Gäste teilnehmen, an Veranstaltungen ohne Alkohol bis zu 100 Gäste.
Für private Feiern in Restaurants oder Hotels gilt eine Obergrenze von 25 Personen, zuhause darf mit höchstens zehn Personen gefeiert werden.
VonSimone Schnase
Die Bremer Ärztekammer schlägt Alarm: Das Infektionsgeschehen in Bremen laufe aus dem Ruder, warnte am Mittwochmittag Kammerpräsidentin Heidrun Gitter – da hatte der Senat noch nicht einmal die aktuellen Infektionszahlen veröffentlicht.
Und die sind mit 99 Neuinfektionen dramatisch. Während in Berlin die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 EinwohnerInnen innerhalb einer Woche am gestrigen Nachmittag noch bei unter 50 lag, nähert Bremen sich mit 57,6 jetzt sogar der Inzidenzmarke von 60. Und das hat einschneidende Maßnahmen zur Folge (s. Kasten). Der Hauptgrund dafür, sagt die Ärztekammer, sei die Nichteinhaltung der Abstandsregeln.
Außerdem werde kein Mund-Nasen-Schutz getragen, wenn der Abstand insbesondere in geschlossenen Räumen nicht eingehalten werden kann. Allerdings: So hoch die Zahlen in Bremen sind, so niedrig sind sie in Bremerhaven. Dort dümpelt die Inzidenzrate zuverlässig irgendwo bei vier. Halten sich die BürgerInnen Bremerhavens verantwortungsbewusster an die Regeln als die BremerInnen?
Bremerhaven habe eine andere sozioökonomische Struktur als Bremen, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke): „Es gibt dort keine große Uni und die Altersstruktur ist dort deutlich älter.“ Und gerade junge Leute seien es, die sich aktuell infizierten.
Um die Nachverfolgung der Infektionsketten zu verbessern, will Bremen neben den verschärften Maßnahmen mehr Containment-Scouts einstellen – und greift dabei auf die Unterstützung der Bundeswehr zurück. „Das hat den schlichten Grund, dass sie ausgebildete Leute zur Verfügung hat, die unverzüglich anfangen können“, sagt Fuhrmann. Und schließlich unterstütze die Bundeswehr die Arbeit in der Corona-Ambulanz ja ohnehin schon.
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