Casting für Nebendarsteller

Trainer Löw versucht dem Spiel gegen die Türkei trotz widrigster Bedingungen das Beste abzugewinnen

Die Sinnfrage steht über allem vor dem Freundschaftsspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen die Türkei. Bundestrainer Joachim Löw gibt sich dabei redlich Mühe, sinnstiftend vor dem Auftritt seiner B-Elf zu wirken: „Wir müssen uns weiter finden und die Chance nutzen, weitere Erkenntnisse zu sammeln.“ Er macht aus dem ursprünglich auch von ihm ungeliebten Auftritt am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) in Köln einen Bewerbungs-Wettbewerb für höhere Aufgaben. Drei Tage später im Corona-Risikogebiet in Kiew gegen die Ukraine und weitere 72 Stunden später gegen die Schweiz gibt es nur ein Ziel: Es sollen die ersten Siege in der Nations League gelingen.

Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff haben registriert, dass die Strahlkraft des viermaligen Weltmeisters nicht erst mit der Coronakrise mehr und mehr verblasst. Schon zuvor blieben bei Länderspielen Stadionplätze leer, TV-Quoten schwankten. Zehn Monate war das DFB-Team wegen Covid-19 komplett von der internationalen Bühne verschwunden. Die Position des Profifußballs wird insgesamt heftig hinterfragt. Und den Re-Start in der Hygiene-Blase mit zwei 1:1-Spielen gegen Spanien und die Schweiz stufte Löw – zumindest verspätet – als Enttäuschung ein.

„Natürlich ist es für die Trainer schwer mit so wenig Zeit. Aber damit müssen alle umgehen“, sagte Bierhoff zu den besonderen Bedingungen beim anstehenden Länderspiel-Dreierpack: „Es ist eine Herausforderung, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die guten und leidenschaftlichen Fußball spielt.“ Das gilt speziell für das B-Team, das Löw mit Blick auf die „nötige Belastungssteuerung“ der Stammkräfte um Kapitän Manuel Neuer und Antreiber Joshua Kimmich gegen die Türkei auf den Rasen schickt. Risiken nimmt Löw dabei in Kauf – das hat der 60-Jährige schon immer so praktiziert.

Dabei haben die Länderspielneulinge Mahmoud Dahoud (Dortmund), Jonas Hofmann und Florian Neuhaus (Mönchengladbach) genauso eine Chance wie Spieler, die erst wenige DFB-Einsätze bekamen, etwa Benjamin Henrichs (Leipzig/3), Robin Koch (Leeds United/3), Nadiem Amiri (Leverkusen/3), Niklas Stark (Hertha/1) und Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon/3). In einem einzigen Teamtraining sollten am Dienstag zumindest einige Abläufe eingespielt und taktische Komponenten gefestigt werden. (dpa)