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Der Freipark, ein Risiko

Die zweite Welle ist da. Während man an den neuen Corona-Hotspots Bremen und Vechta nach Maßnahmen sucht, schützen sich die Nachbar*innen mit Beherbergungsverboten

Von Lotta Drügemöller

Wenn am Samstag in Bremen und Niedersachsen die Herbstferien beginnen, ist das eher die Zeit für Waldspaziergänge als für einen kleinen Urlaub im Umland – zumindest für Bremer*innen und Menschen aus Vechta: Die Stadt und der Landkreis haben die Inzidenz von 50 Coronafällen auf 100.000 Einwohner*innen über sieben Tage überschritten und gelten nun als Risikogebiete. In anderen Bundesländern sind Tourist*innen aus diesen Hotspots nun nicht mehr gern gesehen.

Bisher hatte es in der Stadt Bremen nie mehr als 48 Infektionen pro Tag gegeben; am Dienstag wurde ein Rekord von 70 erreicht, am Mittwoch wurde der mit 99 eingestellt, und am Donnerstag kamen weitere 73 dazu. Um die Zahlen einzudämmen, verlassen sich Bremen und auch Niedersachsen aktuell auf Verbote von großen Veranstaltungen: Privatfeiern dürfen bei einer Inzidenzzahl ab 50 nur mit maximal 25 Gästen stattfinden; und Ausnahmegenehmigungen für Großveranstaltungen wurden zurückgezogen. Der „Freipark“, das Corona-Äquivalent zum Freimarkt, sowie die Bremer Messe mussten schließen.

Wie viele private Veranstaltungen in Bremen nun ausfallen, ist nicht bekannt: Feiern mussten und müssen nicht angemeldet werden, Hygienekonzepte nur auf Verlangen gezeigt werden – doch wer verlangt ein Konzept, wenn niemand weiß, dass etwas stattfindet? „Wir testen, aber das können wir nur stichprobenartig“, sagt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin der Bremer Innenbehörde.

Indes ist gar nicht klar, wie viele Infektionen überhaupt auf die nun verbotenen Veranstaltungen zurückzuführen sind. Die meisten Ansteckungen wurden laut Bremer Gesundheitsamt zuletzt nicht großen Clustern, sondern der „Community Transmission“ zugeordnet. Diese „Weitergabe in der Gemeinschaft“ heißt vor allem: Der Ursprung der Infektion ist unbekannt, irgendwo hat man sich eben angesteckt.

In der Gesundheitsbehörde glaubt man trotzdem, dass über die Kontrolle größerer Privatveranstaltungen auch die Community Transmission reduziert werden kann, weil die Gäste den Virus nicht von dort in ihr sonstiges Umfeld tragen können. Ob die Maßnahme wirklich greift, zeigt sich erst in zehn bis 14 Tagen. Es ist aber gut möglich, dass Bremen schon vorher weitere Verschärfungen einführt.

Währenddessen macht der Blick auf die Coronazahlen auch Hamburg zunehmend nervös: Seit sechs Tagen schwanken die täglich neuen Infektionen um die 100 – Zahlen, die man eher am Anfang der Pandemie gewöhnt war. Um Bremer Verhältnisse zu vermeiden, hat die Stadt am Donnerstag entschieden, ihre Regeln jetzt schon ab einem Inzidenzwert von 35 zu verschärfen.

Sollte die Zahl der Infektionen sich weiter auf aktuellem Niveau bewegen, müssen laut Senat ab Montag Mund-Nase-Bedeckungen bei allen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen und in Gebäuden mit Publikumsverkehr sowie an besonderen öffentlichen Plätzen getragen werden, an denen es zu größeren Ansammlungen und Enge kommt.

Die meisten Bundesländer haben sich am Mittwoch auf gemeinsame Regelungen für den Umgang mit Menschen aus Hotspots geeinigt (taz berichtete). Tourist*innen aus „Hochinzidenzregionen“ müssen demnach einen aktuellen negativen Coronatest nach­weisen.

„Die Praxen könnten mit den Tests überlastet sein“

Hans-Michael Mühlenfeld, Hausärzteverband Bremen

In Hamburg galt das schon länger; es gab aber weniger Menschen, die davon betroffen waren. Schleswig-Holstein hatte seine eigene Regelung am Donnerstag zugunsten des Länderkompromisses geändert. Bis dahin durften Urlauber*innen aus Risikogebieten im Bundesland zwar übernachten – standen aber mindestens fünf Tage, bis zu einem zweiten negativen Coronatest, unter Quarantäne. „Dieses Vorgehen war natürlich sicherer“, sagt Marius Livschütz, Sprecher beim schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium. „Aber uns war eine möglichst einheitliche Regelung wichtig.“ Mecklenburg-Vorpommern dagegen hält an seiner Quaräntäneregel fest.

Aus Niedersachsen heißt es, man habe sich die Entscheidung für ein Beherbergungsverbot nicht leicht gemacht. „Das ist schwer für Gastronomie und Hotels, aber auch für die Menschen aus den betroffenen Gebieten“, sagt eine Regierungssprecherin. „Wir hatten aber Angst, dass es einen Sog-Effekt auf Niedersachsen gibt, wenn die anderen Bundesländer die Touristen abweisen.“

Viele Urlaubspläne dürften damit gestrichen sein. Denn an negative Tests heranzukommen, ist gar nicht so leicht: 12.000 Tests führt Bremen in der Woche durch, die Labore sind damit am Rande ihrer Möglichkeiten. „Die Testkapazitäten müssen für Verdachtsfälle genutzt werden“, sagt Fuhrmann.

Eventuell können Hausärzte helfen – aber auch die sind auf Labore angewiesen. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Bremer Hausärzteverbandes, will Urlaubswilligen den Test nicht vorenthalten. „Wir wissen, dass Patienten auch Urlaub brauchen“, sagt er. „Aber Praxen könnten mit den Tests überlastet sein. Die Sorge ist sehr berechtigt.“

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