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Wieder Hunderte Festnahmen bei Demos in Belarus

Von Bernhard Clasen

Den Bildern fröhlicher Demonstranten, die zu Zigtausenden mit weiß-rot-weißen Fahnen gegen Wahlfälschungen, für die Freilassung aller politischen Gefangenen und Neuwahlen am Sonntag in Minsk und anderen belarussischen Städten demonstriert hatten, folgten die hässlichen Aufnahmen: Bilder von DemonstrantInnen, die von maskierten schwarz gekleideten Männern über den Asphalt in Polizeiwagen gezerrt wurden, die auf Frauen einschlugen und wehrlose Passanten terrorisierten.

774 Menschen, so berichtet die weißrussische Nachrichtenagentur tut.by, seien am Sonntag bei und vor allem nach Demonstratio­nen festgenommen worden. Die Menschenrechtsorganisation Wjasna veröffentlichte eine Liste von 433 namentlich genannten Personen, die am Sonntagabend landesweit festgenommen wurden. Sieben namentlich bekannte Personen seien im Zusammenhang mit den Protesten seit dem 9. August ums Leben gekommen, berichtet der Belaruspartisan.by. In keinem Fall werde ermittelt.

Die Repressionen richten sich auch gegen streikende Arbeiter. So wurden am Montag Sergei Tscherkassow und Roman Leontschik zu 15 Tagen Arrest verurteilt. Sie waren am Sonntag in Soligorsk verhaftet worden. Beide waren im Streikkomitee des Werkes Belaruskali aktiv.

Für Mittwoch haben belarussische Telegram-Kanäle zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Die ersten Protesttage hätten gezeigt, wie effektiv Streiks seien. Gleichzeitig weisen die Organisatoren auf die Repressionen gegen Arbeiter hin. 25 Arbeiter von Belaruskali seien von der Arbeit ausgeschlossen worden, zwei entlassen und vier in Haft. Auch Arbeiter anderer Werke seien von Repressionen betroffen.

Am Sonntag hat auch der weißrussische Botschafter in den Niederlanden, Andrei Evdotschenko, die Gewalt der weißrussischen Sicherheitskräfte kritisiert. Er forderte auf dem niederländischen Portal NOS, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

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