Malte Kreutzfeldt über den Autogipfel
: Wenigstens kein neuer Unsinn

Dieser sogenannte Autogipfel, zu dem die Bundesregierung wieder mal die deutschen Hersteller und ihre Lobbyisten eingeladen hatte, ist ein schönes Symbol für die Verkehrspolitik in diesem Land: Fast alles dreht sich ums Auto, und man ist schon froh, wenn wenigstens kein neuer Unsinn beschlossen wird.

Denn der stand im Raum: Nachdem sie im Juni bereits mit dem Wunsch nach staatlichen Subventionen für den Verkauf von Benzin- und Diesel-Fahrzeugen gescheitert war, hat die Industrie erneut versucht, die Folgen ihrer verfehlten Modellpolitik auf die Steuerzahler abzuwälzen. Viel zu lange haben die Autohersteller den Trend zum Elektroauto ignoriert, nur um jetzt festzustellen, dass sie ihre Verbrenner plötzlich nicht mehr loswerden.

Vor allem aus der CSU bekamen sie dabei Unterstützung – was bei Verkehrsminister Andreas Scheuer kaum verwundert, bei Parteichef und Kanzlerkandidats-Aspirant Markus Söder dagegen schon. Der hatte in letzter Zeit intensiv versucht, sich als Klimaschützer zu präsentieren. Nun ist immerhin klar, dass ihm die Absatz­zahlen von BMW im Zweifel doch wichtiger sind.

Doch der Druck der CSU-Führung war vergeblich: Neue Kaufprämien für reine Verbrenner wird es erst mal nicht geben. Geprüft werden dagegen zusätzliche Hilfen für die Zulieferindustrie. Das ist durchaus gerechtfertigt. Denn während Mercedes, BMW und VW für ihre Modellpolitik selbst verantwortlich sind, sind die Zulieferer komplett von den großen Herstellern abhängig – und damit auch von deren Fehlentscheidungen.

Zudem ist die Umstellung auf Elektroantriebe für die Mittelständler eine noch größere Herausforderung als für die großen Autofirmen, und sie verfügen über weniger Kapital, um diese zu meistern. Wenn Deutschland auch in der Elektromobilität eine führende Rolle spielen will, ist es also richtig, die Zulieferer beim Umstieg zu unterstützen. Die Zeiten, in denen das Festhalten an überholten Technologien staatlich gefördert wird, sind dagegen mit diesem Autogipfel hoffentlich endgültig vorbei.

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