Newcomer mit Biss

Mit einem 2:0 gegen den Aufsteiger Meppen erfüllte Wolfsburg gerade mal sein Soll. Meppen hingegen kämpfte sich mit viel Ehrgeiz und Leidenschaft durch die Partie

Starke Meppener Defensive: Der Wolsburgerin Svenja Huth wird der Ball abgenommen Foto: Imago/Regios 24

Von Marie Gogoll

Meppen und VfL Wolfsburg. Zwischen den beiden Teams liegen Welten, doch seit dieser Saison eint sie eine gemeinsame Liga. Während Wolfsburg am Ende der letzten Saison zum sechsten Mal in Folge den DFB-Pokal und zum vierten Mal in Folge die Meisterschaft gewann – und zum dritten Mal gegen Olympique Lyon im Champions League Finale unterlag – feierten die Meppenerinnen den Aufstieg in die erste Bundesliga zum ersten Mal. Nicht überraschend also, dieses Ergebnis am dritten Spieltag.

Dass die Wolfsburgerinnen nicht noch mehr Tore schossen, lag nicht nur an vielen vertanen Chancen im Abschluss der „Wölfinnen“, sondern auch an einer starken Defensive der Meppenerinnen. Dabei zeigte vor allem die Torhüterin Kari Närdemann eine herausragende Leistung.

Fast die Hälfte der Spielerinnen aus dem Emsland haben schon Jugendmannschaften des SV Meppen durchlaufen. Die Mannschaft hat sich ihre Spielqualität in den letzten Jahren gemeinschaftlich erarbeitet. Maria Reisinger, sportliche Leitung der Meppener Frauen, hält das für eine der größten Stärken des Teams: „Die Mannschaft überzeugt, weil sie menschlich einen überragenden Charakter­ hat. Sie ist auch neben dem Platz eine starke Gemeinschaft, und die eine steht für die andere ein.“

Auch Maike Berentzen, Stürmerin von Meppen, erzählt von Freundschaften in der Mannschaft und großem Zusammenhalt im Verein. Dass Tommy Stroot, künftiger Trainer des VfL Wolfsburg, früher in Meppen trainierte, zeigt auch, dass der Verein schon seit Jahren viel Arbeit in den Juniorinnen- und Frauenbereich steckt.

Stroot, der zur Zeit noch Trainer des niederländischen Meisters Twente Enschede ist, trainierte bereits im Juniorinnenbereich des SV Victoria Gersten, der sich später dem SV Meppen anschloss. Nun hat der 31-Jährige­ einen Vertrag beim VfL Wolfsburg unterschrieben, dort wird er ab Juli 2021 die Mannschaft leiten und damit Stephan Lerch ablösen. Der Beat, der beim VfL Wolfsburg schlägt, hat nur wenig mit der familiären Vereinsromantik des SV Meppen zu tun. Der Wolfsburger Kader glänzt mit internationalen Spitzenfußballerinnen. Die Neuzugänge Shanice van de Sanden, Champions-­League-Siegerin von Olympique Lyon, und Karina Saevik von Paris­ Saint-Germain feierten gestern gegen Meppen ihr Debüt.

Wulf-Rüdiger Müller, Trainer Meppen

Meppens Trainer, Wulf-Rüdiger Müller, war nach dem Spiel zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. Eine Niederlage könne man zwar nicht feiern, aber „etwas anderes war ja jetzt auch nicht zu erwarten. Das war ja heute quasi David gegen Goliath“. Sein Team habe gut gespielt und auch vor dem Hintergrund der ersten beiden Spiele in der Saison gezeigt, dass Meppen in der Liga angekommen sei.

Alexandra Popp, Kapitänin der Wolfsburgerinnen, sah die Leistung ihres Teams kritisch. „Meppen hat es uns wirklich sehr schwer gemacht, die standen ja mit Mann und Maus hinten drin. Trotzdem ist unser Anspruch, dass wir höher gewinnen. Wir haben teilweise einfach zu wenig gemacht“, sagte sie nach dem Spiel. Auch Maike Berentzen,­ Stürmerin des SV Meppen, lobte die Defensiv-Leistung ihres Teams: „Bislang haben wir ja sogar das beste Ergebnis gegen Wolfsburg geliefert. Essen und Hoffenheim hatten in ihren Spielen gegen Wolfsburg jeweils drei Tore Rückstand, wir haben es immerhin mit zwei geschafft.“

Die coronabedingte Verbannung der Fans aus den Stadien hat im Frauenfußball wohl weniger gravierende Folgen als im Herrenbereich, unterliegt der Frauenfußball doch nach wie vor einem an Ignoranz grenzenden Desinteresse seitens Öffentlichkeit und Medien. Beim gestrigen Spiel durften deutlich weniger als die durchschnittlich knapp 1.700 ZuschauerInnen ins Wolfsburger Stadion. Mit 550 Fans waren alle verfügbaren Plätze ausverkauft. Singen durften diese jedoch nicht. Die Atmosphäre im Stadion war daher eher geprägt von Durchsagen über die Hygiene-Regeln, eingespielter Vereinshymne und den Rufen der Trainer.