100 Tage Corona-Warn-App

Spahn: „Großer Erfolg“. Dabei steht die Bewährungsprobe noch bevor

Durchwachsene Bilanz nach 100 Tagen Corona-Warn-App: Mehr als 18 Millionen Downloads hat es seit Veröffentlichung der App gegeben. Das entspreche in etwa der Zahl der Downloads aller anderen europäischen Warn-Apps zusammengerechnet, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er sprach von einem „großen Erfolg“.

Was für ihn weniger erfreulich sein dürfte: Von den knapp 5.000 infizierten App-Nutzern haben seinen Angaben zufolge nur etwa die Hälfte der App-Nutzer nach einer positiven Diagnose tatsächlich eine Warnung an die Kontaktpersonen versendet. Es sei zwar davon auszugehen, dass auf diesem Wege „einige zigtausend Menschen“ über die neue App wegen Risikokontakten zu Infizierten alarmiert wurden, sagte Spahn. Aber: „Das reicht uns nicht.“ Spahn rief die Bürger auf, die App im Infek­tions­fall unbedingt anzuwenden: „Informieren Sie Ihre Kontakte.“

Durchwachsen auch die Einschätzung von Experten: Eine Auswertung fällt schwer, „weil diese App die Daten so gut anonymisiert“, sagte der Epidemiologe Timo Ulrichs gegenüber dem Nachrichtensender n-tv. „Aber nach allem, was wir wissen, funktioniert die App.“ Ulrichs ist sich sicher: Die große Zeit der Warn-App komme im Herbst und Winter. Darauf verweist auch Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD-Bundestagsfraktion. „Die App wird unterschätzt“, sagte Lauterbach. „Für die erste Welle kam sie zu spät, für die zweite Welle zu früh.“ Die App könne noch einen großen Beitrag leisten, weil sie in der aktuell besonders betroffenen Altersgruppe stark genutzt werde. (flee)