Deutsche Meisterschaft im Beachvolleyball: Bronze für die Outlaws

Mit Platz drei unterstreichen Kim Behrens und Cinja Tillmann, dass der Verband sie zu Unrecht benachteiligt. Sie klagen vor Gericht.

Kim Behrens und Cinja Tillmann stehen als Drittplatzierte auf dem Podest bei den Deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften.

Klagen gegen den Volleyball-Verband: Kim Behrens (links) und Cinja Tillmann Foto: dpa

TIMMENDORFER STRAND taz | Der Blick auf die benachbarte Seebrücke, die zu einem Lokal im japanischen Teehausstil führt, mag manche*n Spieler*in zu wehmütigen Gedanken an die verschobenen Olympischen Spiele in Tokio verleitet haben. Durch die Bank waren sie froh, dass zumindest die Deutsche Meisterschaft im Beachvolleyball hier am Timmendorfer Strand ausgetragen werden konnte – wenn auch nur vor 200 statt 6.000 Zuschauer*innen, die auf den beiden Tribünen mit gebührendem Abstand Platz nehmen durften.

Neue Deutsche Meister wurden die Hamburger WM-Zweiten Julius Thole und Clemens Wickler, die das Endspiel gegen den ebenfalls aus der Hansestadt stammenden Nils Ehlers und seinen kurzfristig eingesprungenen Partner Eric Stadie aus Berlin in zwei Sätzen für sich entschieden. Mit dieser Finalpaarung hatten sich die Favoriten durchgesetzt.

Das war am Vortag bei den Frauen ähnlich gewesen – die in der Rangliste führenden Laura Ludwig und Margareta Kozuch vom HSV mussten sich im Finale zwar den auf Ranglistenplatz drei geführten Sandra Ittlinger und Chantal Laboureur geschlagen geben, hielten aber zuvor mit Kim Behrens und Cinja Tillmann in einem spannenden Spiel das einzige Nicht-Nationalteam auf Abstand, das den Einzug ins Halbfinale der Frauen geschafft hatte. Behrens/Tillmann gewannen Platz drei diesmal zwar kampflos, weil Victoria Bieneck und Isabel Schneider verletzungsbedingt absagten, spielen aber schon seit Monaten besser, als es für die Harmonie im Verband gut ist.

Obwohl sich Behrens/Tillmann sportlich die Qualifikation für einige Welttour-Turniere erkämpft hatten, meldete der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) für die Veranstaltungen Nationalteams an, die nach Weltranglisten-Punkten schlechter dastanden. Das Duo hat deswegen beim Landgericht Frankfurt Klage gegen den DVV eingereicht, die im August zugelassen wurde und demnächst entschieden werden soll.

„Für einen fairen Sport“, posteten Behrens/Tillmann nach der Zulassung ihrer Klage

In diesem Konflikt kommen zwei Entwicklungen zusammen, die die komplizierte Gemengelage im Beachvolleyball aufzeigen: Der DVV war einer der ersten Verbände, der am Hamburger Olympiastützpunkt das nach den Olympischen Spielen in Rio geänderte Sportförderkonzept umsetzte. Das sieht unter anderem die Konzentration der Förderung auf die chancenreichsten Sportler*innen vor.

Nach dem Olympiagold von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst 2016 setzte Walkenhorst verletzungsbedingt aus und Ludwig suchte sich nach ihrer Babypause Margareta Kozuch als neue Partnerin. Dies setzte eine Kettenreaktion in Gang, an deren Ende drei bestehende Teams auseinandergerissen waren und die gebürtige Bremerin Behrens ohne Partnerin dastand. Sie tat sich mit Cinja Tillmann zusammen, die wie sie eine Abwehrspezialistin ist. Zu den vom DVV nominierten vier Nationalteams gehörten sie nicht.

„Das mag hart klingen“, sagte DVV-Sportdirektor Hildebrand im vergangenen Jahr der Süddeutschen Zeitung, „aber in unserer Analyse sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir ihnen langfristig nicht zutrauen, die Qualifikation für die Olympischen Spiele zu schaffen und dort um eine Medaille mitzuspielen.“

Zur Überraschung vieler war das Team dann aber auch ohne ausgewiesene Angriffsspezialistin erfolgreich, wurde 2019 bei der WM siebzehnte und holte im gleichen Jahr bei der deutschen Meisterschaft Bronze, ließ zwei Nationalteams hinter sich. Trotzdem nominierte der Verband ausschließlich die Nationalteams zu internationalen Wettkämpfen, für die pro Nation nur vier Teams zugelassen sind – um deren Chance auf die Olympia-Qualifikation zu erhöhen.

„Für einen fairen Sport“, posteten Behrens/Tillmann nach der Zulassung ihrer Klage. Es geht dabei natürlich auch um entgangene Preis- und Sponsorengelder. Für die Europameisterschaft ab dem 15. September in Lettland verfehlten Behrens/Tillmann die Nominierung durch den europäischen Volleyball-Verband CEV nur hauchdünn, obwohl sie wesentlich weniger Chancen hatten, die nötigen Punkte dafür zu sammeln, als die nominierten Nationalteams.

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